Forschungsergebnisse zu sozialen Brennpunkten in Bundeshauptstadt präsentiert

Die Wahrnehmung von sozialen Brennpunkten in Österreich untersuchte das Forschungsinstitut Demox Research im Auftrag des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF). Die Analyse mit dem Titel „Soziale Brennpunkte im Kontext von Migration und Integration“ beleuchtet mittels Fokusgruppenuntersuchung einerseits die Erfahrungen und Einstellungen bestimmter Berufsgruppen zu sozialen Brennpunkten, andererseits liefert eine repräsentative Befragung der Wiener/innen sowie der österreichischen Bevölkerung einen Überblick über Wahrnehmungen und Einstellungen zu sozialen Brennpunkten sowie den zuletzt stattgefundenen Ausschreitungen in Wien-Favoriten. Die zentralen Ergebnisse der drei Untersuchungen wurden am Dienstag von Bundesministerin Susanne Raab und Prof. Rudolf Bretschneider im Rahmen einer Pressekonferenz präsentiert.
Wien-Favoriten: Sorge um negative Auswirkungen auf Zusammenleben
Die jüngste Untersuchung zu den Ausschreitungen zwischen türkischen und kurdischen Migrantengruppen in Wien-Favoriten im Juli 2020 zeigt, dass über 70 Prozent der befragten Österreicher/innen diese Eskalation für einen Konflikt halten, der seinen Ursprung im Ausland hat. Der Großteil (70%) befürchtet auch negative Folgen für das friedliche Zusammenleben in Österreich durch die aktuell in Wien ausgetragenen Konflikte. Mehr als die Hälfte der befragten Personen bewertet das aktuelle Zusammenleben zwischen Österreicher/innen und Migrant/innen als sehr oder eher schlecht und fast 80 Prozent der Wiener/innen geben an, eine gesellschaftliche Abschottung durch Parallelstrukturen wahrzunehmen. Im Vergleich zwischen Stadtbewohner/innen und Landbewohner/innen zeigt sich, dass besonders Bürger/innen aus dem städtischen Raum (rund 40 %) die Wahrnehmung haben, dass sich ihre unmittelbare Wohnumgebung durch Migration verändert hat. In ländlichen Regionen hat nur ein knappes Viertel der Befragten diesen Eindruck.
Soziale Brennpunkte: Soziale Probleme, Gewalt und Abschottung
Die Untersuchungen zeigen, dass soziale Brennpunkte vor allem mit Gewalt (75 Prozent), gefolgt von Drogensucht (69 Prozent), Alkoholmissbrauch (65 Prozent) und gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Schüler/innen (60 Prozent) sowie sozialen Unterschieden und dem Thema Migration verbunden werden. So werden kulturelle Probleme mit und zwischen Zuwander/innen als soziale Problematiken wahrgenommen, die zur Entstehung sozialer Brennpunkte beitragen. In der Befragung unter der Wiener Bevölkerung geben 70 Prozent an, dass soziale Probleme innerhalb der Gesellschaft immer stärker zu Tage treten, vor allem in Schulen, in mangelndem sozialen Zusammenhalt sowie in einer sich verschlechternden gegenseitigen Verständigung zwischen der Aufnahmegesellschaft und Migrant/innen.
4 von 10 Wiener/innen geben an, dass sich Sicherheitsgefühl verschlechtert hat
Im Rahmen der Analyse wird zudem deutlich: Wer generell soziale Brennpunkte in Wien wahrnimmt, sieht auch eine deutlich stärkere Verschlechterung seines persönlichen Sicherheitsgefühls. Vier von zehn Wiener/innen geben an, dass sich ihr subjektives Sicherheitsgefühl in Wien verschlechtert hat. Sowohl die Ergebnisse der Fokusgruppenstudie mit bestimmten Berufsgruppen aus den Bereichen Gesundheit, Bildung, Infrastruktur, Behörden und Sicherheit, als auch die Befragung unter der Wiener Bevölkerung zeigen, dass sich die Wahrnehmung sozialer Brennpunkte auf bestimmte Orte im städtischen Raum bezieht.
Konzentration von Problemen an bestimmten Örtlichkeiten und in Flächenbezirken
Die Konzentration sozialer Probleme, Gewalt und mangelndem sozialen Zusammenhalt innerhalb der Gesellschaft führe laut Befragten an bestimmten Orten Wiens zur verstärkten Wahrnehmung dieser Brennpunkte. Bereiche des öffentlichen Lebens wie Gemeindebauten, Stationen des öffentlichen Personennahverkehrs, Schulen, Krankenhäuser und Ämter benennt jeder zweite Befragte als sogenannten sozialen Brennpunkt. Flächenbezirke wie etwa Favoriten, Simmering, Brigittenau, Floridsdorf und Donaustadt werden am häufigsten genannt und konkret von Befragten in Verbindung gebracht.
Zentrale Ergebnisse der ÖIF-Befragung als Download
Der Forschungsbericht „Soziale Brennpunkte im Kontext von Migration und Integration. Erkenntnisse einer Fokusgruppenuntersuchung mit verschiedenen Berufsgruppen und einer Befragung unter der Wiener Bevölkerung“ sowie das Fact Sheet zur Wahrnehmung der jüngsten Ausschreitungen in Wien Favoriten wurden im Auftrag des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) von Demox Research mittels qualitativer Fokusgruppen-Studie sowie Mehrthemenumfrage und Befragung erstellt. Die zentralen Ergebnisse des Berichts finden Sie gebündelt online.
Download:
Forschungsbericht „Soziale Brennpunkte im Kontext von Migration und Integration“
Fact Sheet Befragung „Importierte Konflikte“