20.11.2017, 15:16 Uhr

Schwarzer fordert Unterscheidung zwischen Islam und Islamismus

Wien. Die EMMA-Herausgeberin Alice Schwarzer diskutierte mit „Presse“-Chefredakteur Nowak über das Kopftuch als politisches Symbol und forderte Solidarität mit aufgeklärten Muslim/innen.

Im Bild (v.l.n.r.): "Die Presse"-Chefredakteur Rainer Nowak, EMMA-Herausgeberin Alice Schwarzer und ÖIF-Geschäftsführer Franz Wolf. Foto: © Thomas Unterberger

Am 17. November sprach Feministin und Publizistin Alice Schwarzer im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Gesellschaft im Wandel: Was hält uns zusammen?“ des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) mit „Presse“-Chefredakteur Rainer Nowak im Wiener Stadtkino über den Islamismus, den politisierten Islam, die Sexualisierung von Mädchen durch das Kopftuch und die dringende Unterscheidung zwischen Islam und Islamismus.

 „Das Kopftuch ist Resultat islamistischer Propaganda“

Schwarzer, die 1977 die feministische Zeitschrift „EMMA“ gründete, betonte die zunehmende Politisierung des Islam: „Für die Gastarbeitermigration war Religion in den 60er und 70er Jahren kein Thema.“ Erst durch die Islamische Revolution im Iran 1979 und die Offensive des politischen Islam  Ländern wie Saudi-Arabien, Ägypten und zuletzt der Türkei, habe sich ein politischer Islam entwickelt. „Die islamistische Propaganda aus islamischen Herkunftsländern sowie die Propaganda von Organisationen der Muslimbrüder beeinflusst die Migranten in unseren Ländern stark. Das politische Kopftuch, das den Frauenkörper als „sündig“ verschleiert und damit sexualisiert, ist ein Resultat dieser Propaganda.“

Staat muss Freiräume für muslimische Mädchen schaffen

Schwarzer forderte deshalb ein Kopftuchverbot im öffentlichen Dienst, insbesondere in der Schule: „Die Schule sollte ein kopftuchfreier Raum sein und muslimischen Mädchen den Freiraum bieten, sich anders zu erfahren, als es ihre Familien von ihnen verlangen.“ Das Tragen eines Kopftuchs sollte auch erst ab 18 Jahren erlaubt sein: „Bereits 11-jährigen Mädchen ein Kopftuch vorzuschreiben, ist ein Skandal. Hier muss der Staat eingreifen und diese Kinder schützen.“ Wichtig sei in diesem Zusammenhang auch der Dialog und die Solidarität mit aufgeklärten Musliminnen und Muslimen: „Islamistische Organisationen haben sich in der Vergangenheit häufig als Ansprechpartner für die Politik positioniert – das sind aber die falschen Gesprächspartner. Wir müssen die aufgeklärten Kräfte im Islam stärken und mit jenen Frauen und Männern zusammenarbeiten, die für einen modernen Islam stehen.“

„Fehlende Unterscheidung zwischen Islam und Islamismus“

Schwarzer strich auch die Verantwortung der Medien in der Integrationsdebatte hervor: „In Deutschland haben vier von fünf Musliminnen noch nie ein Kopftuch getragen – trotzdem zeigen Medien, wenn es um Muslime geht, stets das Bild kopftuchtragender Frauen.“ Die Ursünde sei, dass man bis heute nicht unterscheide zwischen Islam und Islamismus, zwischen Religion und Ideologie. Das führe zu einem Amalgam und letztlich zu rassistischen Tendenzen gegen den ganzen Islam. „Lange durfte es keine Probleme mit den jungen Männern geben, die aus tief patriarchalen Ländern geflüchtet sind, in denen Frauen traditionell rechtlos sind und Gewalt gegen Frauen und Kinder die Norm. Deren Köpfe sind von patriarchaler Ideologie und Islamismus vergiftet. Hier müssen wir hinsehen, aufklären und gegenhalten.“


ÖIF-Diskussion mit Alice Schwarzer

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