04.03.2024

Zuwanderung & Arbeitsmarkt: Herausforderungen bei der Integration von Zuwander/innen

Neue ÖIF-Statistikbroschüre mit Zahlen, Daten und Fakten zur Integration von Zuwander/innen in den Arbeitsmarkt

Im Jahr 2023 (Stand Q3, aktuellste verfügbare Daten) waren in Österreich 4,5 Millionen Menschen im Alter von 15 bis 64 Jahren erwerbstätig, darunter rund 900.000 ausländische Staatsangehörige. Rund 80 Prozent aller Erwerbstätigen waren österreichische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger. In der neuen Statistischen Broschüre zum Thema „Integration & Arbeitsmarkt“ stellt der Österreichische Integrationsfonds (ÖIF) die aktuellsten verfügbaren Zahlen, Daten und Fakten zur Erwerbsintegration von Zuwander/innen zusammen. Im Durchschnitt lag die Erwerbstätigenquote von Personen mit Migrationshintergrund im Jahr 2022 unter jener der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund (69% gegenüber 76,1%). Die neue Broschüre steht kostenlos zum Download in der ÖIF-Mediathek zur Verfügung.

Integrationsministerin Susanne Raab: „Die Zahlen aus dem neuen Statistischen Jahrbuch zeigen, dass wir bei der Arbeitsmarktintegration von Zuwanderinnen und Zuwandern genau hinsehen müssen. Besondere Herausforderungen sehen wir bei der Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen, speziell bei Frauen. Es ist notwendig, dass der Einstieg in den Arbeitsmarkt rasch erfolgt und parallel dazu Deutsch gelernt wird, Angebote dafür gibt es mehr als ausreichend. Was nicht geht, ist ein langes Verweilen in Deutschkursen und im Sozialhilfe-System. Gleichzeitig sehen wir, dass es bei anderen Zuwanderergruppen deutlich schneller geht. Wir wissen, dass Österreich qualifizierte Zuwanderung in den Arbeitsmarkt braucht und keine illegale Migration ins Sozialsystem. Deshalb wird die qualifizierte Zuwanderung in unser Land durch eine Vielzahl von Maßnahmen unterstützt. Aus dem Integrationsressort gibt es auch ein neues Integrationsservice, das Fachkräfte bei ihrer Integration begleitet."

Julia Rothbauer, Leiterin des Teams Wissensmanagement und Internationales im ÖIF: „Die neue ÖIF-Statistikbroschüre Arbeitsmarkt liefert Zahlen, Daten und Fakten, die für eine lösungsorientierte Förderung der Integration von Flüchtlingen und Zuwander/innen in den österreichischen Arbeitsmarkt von Bedeutung sind.“

Große Unterschiede bei Erwerbstätigkeit nach Herkunftsland

Große Unterschiede zeigen sich beim Vergleich der unterschiedlichen Zuwanderungsgruppen in Österreich: Während die Erwerbstätigkeitsquote von Inländer/innen im Jahr 2022 bei 76,1% lag, wiesen Menschen aus dem ehemaligen Jugoslawien (außerhalb der EU) mit 71,2% und türkische Zuwander/innen mit 62,7% eine niedrigere Erwerbstätigkeit auf. Die höchste Erwerbstätigkeit verzeichneten Personen aus den EU-Staaten vor 2004, den EFTA-Staaten und dem Vereinigten Königreich – hier lag die Erwerbstätigkeitsquote mit 78,9% über jener der Inländer/innen. Die Erwerbsbeteiligung von Frauen ohne Migrationshintergrund lag mit 72,9% im Jahr 2022 deutlich über jener von Frauen mit Migrationshintergrund (63,2%).

Weiterhin hohe Herausforderungen bei der Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen

Die aktuellsten Daten zur Erwerbsbeteiligung von Flüchtlingen zeigen die Herausforderungen bei der Arbeitsmarktintegration von Asyl- und subsidiär Schutzberechtigten: Sechs Jahre nach Ankunft in Österreich ist rund die Hälfte der Flüchtlinge erwerbstätig. Im Jahr 2021 gingen 52,5% der Flüchtlinge, die 2015 nach Österreich gekommen waren, einer Erwerbstätigkeit nach. Im Vergleich dazu waren es beim Jahrgang 2019 nach zwei Jahren erst 15,9%. Bei den weiblichen Flüchtlingen verläuft die berufliche Integration langsamer: Zahlen aus 2021 zeigen, dass bei weiblichen Flüchtlingen nach sechs Jahren 22% erwerbstätig (Männer: 65,3%) waren, nach zwei Jahren waren es erst 10,5% (Männer: 22%). Der Vergleich zwischen den Flüchtlingsherkunftsländern zeigt, dass im Durchschnitt etwas mehr als die Hälfte der Syrer/innen (53,3%) und Afghan/innen (52,4%), die 2015 ankamen, nach sechs Jahren erwerbstätig waren, gegenüber 27,7% der Tschetschen/innen.

Zuwander/innen häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen als Österreicher/innen / Bildung und Erwerbstätigkeit gehen Hand in Hand

Im Dezember 2023 waren rund 399.000 Personen in Österreich arbeitslos oder in Schulung gemeldet (Arbeitslosenquote 7,8%), davon rund 229.500 Inländer/innen (57,5%) und 169.600 Ausländer/innen (42,5%). Im Vergleich zum Dezember des Vorjahres entspricht dies einem Zuwachs von 24.100 Personen (+6%). Der Anstieg der Arbeitslosigkeit geht damit primär auf den Anstieg unter ausländischen Staatsbürger/innen (+18.800; +12,5%) zurück, die Anzahl der Inländer/innen nahm um 5.300 (+2,4%) zu. Bei den ausländischen Staatsangehörigen verzeichnen Staatsangehörige der EU-Beitrittsländer 2004 im Jahr 2023 die niedrigste Arbeitslosenquote (4,9%), am höchsten fiel diese mit 29,6% unter Afghan/innen, Syrer/innen und Iraker/innen aus. Wien verzeichnet mit 8,1% bei Inländer/innen und 15,5% bei Ausländer/innen die höchste Arbeitslosenquote, am niedrigste ist diese in Salzburg mit 3,2% (Inländer/innen) bzw. 5,4% (Ausländer/innen). Die Arbeitslosigkeit ist sowohl bei österreichischen als auch bei ausländischen Staatsangehörigen am höchsten bei Personen, die als höchsten Bildungsabschluss einen Pflichtschulabschluss vorweisen: Fast die Hälfte der arbeitslosen Ausländer/innen (48,3%) hatte die Pflichtschule als höchsten Abschluss, mit einem Drittel (32,5%) war dies auch bei den österreichischen Staatsangehörigen die größte Gruppe. Von den ausländischen Arbeitslosen verfügten 13,3% über einen Lehrabschluss als höchsten Bildungsabschluss. Dem gegenüber steht, dass bei fast 40% der offenen Stellen ein Lehrabschluss als Qualifikation vorausgesetzt wird.

4 von 10 Zuwander/innen arbeiteten bereits mit geringen oder keinen Deutschkenntnissen

Die Erwerbstätigenquote variiert je nach Deutschkenntnissen, wobei im Jahr 2021 im Durchschnitt bereits 4 von 10 Zuwander/innen mit kaum vorhandenen bis keinen Deutschkenntnissen erwerbstätig waren. Mit Grundkenntnissen der deutschen Sprache lag die Erwerbsbeteiligung 2021 bei 53,7%, bei fortgeschrittenen Kenntnissen bei 70,7%. Personen, die fließend Deutsch sprechen, wiesen eine Erwerbstätigenquote von 72,4% auf.

Breites ÖIF-Deutschlernangebot erleichtert Spracherwerb neben der Arbeit

Der ÖIF stellt Zuwander/innen viele Möglichkeiten zur Verfügung, ihre Deutschkenntnisse zu verbessern: Deutschkurse bei Kursträgern werden auch an Abenden und Wochenenden angeboten, um Arbeiten und Deutschlernen gut verbinden zu können. Auf www.sprachportal.at, der größten Deutschlernplattform im deutschsprachigen Raum, stellt der ÖIF eine Reihe an täglichen Online-Deutschkursen sowie berufsspezifischen Online-Kursen für Gastronomie, Hotellerie und Tourismus, Lebensmittelhandel oder Pflege zur Verfügung. Täglich lernen 25.000 Personen mit den Angeboten des ÖIF Deutsch.

Ausbau der Förderung von Deutschkursen in Unternehmen

Für ausländische Arbeitskräfte mit langfristiger Bleibeperspektive in Österreich stehen zudem ab sofort Fördermöglichkeiten für Deutschkurse in Unternehmen oder berufsbegleitende Deutschkurse zur Verfügung. Im Rahmen des neuen Förderprogramms werden Deutschkurse von der Alphabetisierung bis zum Sprachniveau C1 gefördert, die Rahmenbedingungen und Kursschwerpunkte können bedarfsorientiert an die konkreten Anforderungen im Unternehmen angepasst werden.

Viele Angebote zur raschen Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen und Vertriebenen

Um Zuwander/innen beim Einstieg in den österreichischen Arbeitsmarkt zu fördern, stellt der ÖIF zahlreiche Integrationsmaßnahmen zur Verfügung: Im Rahmen der ÖIF-Karriereplattformen informieren Unternehmen wie SPAR, POST AG, IKEA und LIDL Teilnehmer/innen in ÖIF-Deutschkursen über Einstiegs- und Aufstiegsmöglichkeiten im Unternehmen für Personen mit geringen Deutschkenntnissen. Die ÖIF-Frauenzentren bieten Seminare und Sprechstunden mit Expert/innen rund um das Thema Berufs- und Bildungschancen in Österreich. Zusätzlich stellt der ÖIF neben Mentoring-Programmen wie KOMPASS und „Mentoring für Migrant:innen“ eigene Bewerbungstrainings und CV-Checks für Zuwander/innen zur Verfügung.

Förderung der Anerkennung von Qualifikationen und Ausbildungen in Österreich

Wer im Ausland erworbene Qualifikationen und Ausbildungen in Österreich anerkennen lässt, kann beim ÖIF eine Förderung zur Rückerstattung der Kosten beantragen, die im Anerkennungsprozess in Österreich entstehen. Zusätzlich zu Asyl- und subsidiär Schutzberechtigten, ukrainische Vertriebenen, Drittstaatsangehörigen mit langfristiger Bleibeperspektive und Österreicher/innen können seit Ende 2023 auch alle Rot-Weiß-Rot-Kartenbesitzer/innen und EU-Bürger/innen eine Refundierung beantragen, die maximale Fördersumme wurde von 1.000 auf 1.500 Euro je Person angepasst.

Neu: Mehrjähriges Forschungsprojekt zu Erwerbstätigkeit von Zuwander/innen

Um Art und Umfang der Erwerbsbeteiligung von verschiedenen Zuwanderungsgruppen in Österreich zu beobachten und Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie lange die Integration in den österreichischen Arbeitsmarkt dauert und welche Faktoren für ihren Erfolg ausschlaggebend sind, führt das Forschungsinstitut Synthesis Forschung unter der Projektleitung von Prof. Rainer Münz eine neue, mehrjährige Panelanalyse zu Erwerbsverläufen von Migrant/innen sowie Asyl- und subsidiär Schutzberechtigten durch. Während derzeit in einigen aktuellen Studien Personen bereits ab 10 Tagen selbstständiger oder unselbstständiger Arbeit im jeweiligen Jahr als erwerbstätig gelten, geht das neue Forschungsprojekt von Synthesis Forschung davon aus, dass eine Integration in den Arbeitsmarkt zumindest 90 Tage selbstständige oder unselbstständige Beschäftigung im jeweiligen Jahr voraussetzt. Der Zuschlag für die Durchführung wurde im Rahmen eines zweistufigen Vergabeverfahrens nach dem Bundesvergabegesetz über die Bundesbeschaffung GmbH (BBG) erteilt.

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