Forschungsbericht | Jugendliche Submilieus in urbanen Räumen

Gruppen von Jugendlichen mit Migrationshintergrund in urbanen Räumen werden im öffentlichen Bewusstsein häufig als problembehaftet wahrgenommen. Dies liegt einerseits an medial stärker thematisierten Auseinandersetzungen von problematischen und gewaltbereiten Jugendgruppen und andererseits an der Sorge, aus jugendlich-migrantischen Subkulturen könnten Segregationsräume entstehen, die zum Teil von der Mehrheitsgesellschaft abgekoppelt und kaum mehr zugänglich sein könnten.


Kenan Güngör, Even M. Assad und Thomas Seidl (think.difference) führten in Zusammenarbeit mit Manfred Zentner (Donau Universität Krems) eine Studie durch, um das Phänomen Jugendgruppen und -szenen in urbanen Räumen Österreichs zu analysieren. Aufbauend auf einer Literaturrecherche wurden statistische Daten ausgewertet sowie Primärdaten unter Expert/innen und Multiplikator/innen in Form einer quantitativen Online-Befragung erhoben, um diese anschließend in neun Online-Fokusgruppeninterviews mit Expert/innen und Multiplikator/innen zu vertiefen.


Die Studienergebnisse zeigen, dass feste Jugendgruppen in den österreichischen Städten ein eher zu vernachlässigendes Phänomen sind. Stattdessen finden sich häufiger fluide jugendkulturelle Szenen, deren Mitglieder vorrangig aus verwandten Submilieus stammen. Die Zugehörigkeit zu bestimmten Gruppierungen ist daher einerseits dynamisch und andererseits auch identitätsstärkend.


Am häufigsten werden Gruppen und Szenen von den Expert/innen wahrgenommen, die als ethno-kulturell gemischt eingestuft werden. Das deutet darauf hin, dass das Miteinander immer mehr zu einer Selbstverständlichkeit wird. Deutsch als Verständigungssprache setzt sich in diesen Gruppen mangels Dominanz einzelner Herkunftssprachen vermehrt durch.


Der Großteil der Jugendgruppen ist mehrheitlich männlich geprägt, gemischte Gruppierungen sind keine Seltenheit, rein weibliche Gruppen dagegen schon.


Für die befragten Expert/innen gibt es hinsichtlich der Wahrnehmung von migrantisch oder religiös geprägten Szenen und Gruppen keine nennenswerten regionalen Unterschiede: So sind die Unterschiede zwischen Wien und den anderen Befragungsräumen nicht sonderlich stark ausgeprägt. Allerdings werden gewisse Gruppierungen, insbesondere jene, die sozioökonomisch unterschichteten Milieus angehören, überproportional oft wahrgenommen. Dies betrifft etwa türkische, afghanische oder tschetschenische Jugendgruppen.


Insgesamt wird unter Jugendlichen mit muslimischem Hintergrund eine deutliche Abkehr von Sympathien gegenüber jihadistischem Extremismus und Terrorismus wahrgenommen. Bei sozio-ökonomisch benachteiligten muslimischen Jugendlichen befürchten die Expert/innen jedoch eine sich verstärkende Distanzierung von der Mehrheitsgesellschaft. Zugleich nimmt man ein rigides, gleichheits- und pluralitätsfeindliches Islamverständnis bei bestimmten Teilgruppen wahr, das aber nicht mit gewaltbereitem Extremismus gekoppelt sein muss.

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