Digitale Jugendszenen im Fokus: Neue ÖIF-Befragung zeigt Chancen und Risiken für Integration von Jugendlichen auf
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Jugendliche mit Migrationshintergrund sind in Österreichs digitalen Szenen besonders stark vertreten – insbesondere in der Social-Media-, Gaming- und muslimischen Szene. Diese so genannten Szenen sind Netzwerke von Personen, die gemeinsame Interessen, Werte und Ausdrucksformen teilen. Das zeigt der aktuelle Forschungsbericht „Jugendliche mit Migrationshintergrund in digitalen Jugendszenen“, den das Institut für Jugendkulturforschung unter der Leitung von Prof. Bernhard Heinzlmaier im Auftrag des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) durchgeführt hat. Die Studie beleuchtet erstmals, wo darin Unterschiede zwischen Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund bestehen – und welche Risiken sich daraus ergeben. Während digitale Szenen Orte der Integration darstellen können, bergen sie zugleich Risiken im Hinblick auf Radikalisierung und Desinformation. Die Studie steht auf der ÖIF-Website zum Download zur Verfügung.
Digitale Szenen als Orte der Zugehörigkeit – und der Polarisierung
Digitale Plattformen wie Instagram, TikTok, YouTube oder Gaming-Foren sind heute zentrale Räume für Jugendliche: Rund 80 Prozent der Befragten zwischen 14 und 29 Jahren geben an, dass Social Media ein wesentlicher Teil ihres Alltags und ihrer Szenezugehörigkeit ist. Jugendliche mit Migrationshintergrund sind hier deutlich aktiver als Gleichaltrige ohne Migrationshintergrund (Social Media-Szene: 53 % vs. 38 %), häufig auch international vernetzt. Besonders beliebt sind Szenen, die Selbstinszenierung, Austausch und Kreativität fördern – etwa die Mode-, Beauty- oder Fitnessszene. Diese Räume bieten Raum für Partizipation und Zugehörigkeit, jedoch zeigen sich in einzelnen digitalen Milieus auch Abgrenzung, aggressive Rhetorik und teils gewaltverherrlichende Inhalte, insbesondere in Gaming-, Auto- oder Fußball-Communities. Laut Studie besteht vor allem in männerdominierten Gruppen ein Risiko für Polarisierung und Radikalisierung.
Unterschiede zwischen Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund in digitalen Szenen
Die Studie zeigt auch deutliche Unterschiede in den Einstellungen zu gesellschaftlichen und politischen Themen. Jugendliche ohne Migrationshintergrund lehnen rechtsextreme Szenen deutlich häufiger ab (39 %) als Jugendliche mit Migrationshintergrund (24 %). Gleichzeitig zeigen sich bei migrantischen Jugendlichen stärkere Distanzierungen gegenüber liberalen Szenen wie LGBTIQ+ oder Gothic (26,5% bzw. 26% Ablehnung). Die Studienergebnisse belegen unterschiedliche Haltungen und gesellschaftliche Orientierungen zwischen Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund und zeigen Anknüpfungspunkte für gezielte Aufklärungs- und Präventionsarbeit auf.
Über die Befragung
Die vom Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) beauftragte Befragung wurde vom Institut für Jugendkulturforschung in Wien unter der Leitung von Prof. Bernhard Heinzlmaier durchgeführt. Grundlage war eine österreichweite Onlinebefragung von 1.000 Jugendlichen im Alter von 14 bis 29 Jahren – je 500 mit und ohne Migrationshintergrund. Ergänzend fanden sechs Fokusgruppen zu den beliebtesten Jugendszenen (Social Media, Gaming, Mode, Beauty, Auto und Fitness) statt.
Über den Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF)
Der Österreichische Integrationsfonds (ÖIF) ist die zentrale Anlaufstelle für Integration und Deutschlernen in Österreich. Gemäß Integrationsgesetz stellt der ÖIF österreichweit Deutschkurse, Werte- und Orientierungskurse sowie Integrationsberatungen bereit. Zudem fördert der ÖIF die Integration von Zuwander/innen in den Arbeitsmarkt, organisiert Karriereplattformen und betreibt mit Sprachportal.at die größte frei zugängliche Online-Deutschlernplattform im deutschsprachigen Raum. Der ÖIF führt laufend Studien und Umfragen zu gesellschaftlichen Entwicklungen in den Bereichen Migration und Integration durch.