25.04.2025, 12:00 Uhr

Forschungsbericht: Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen gelingt im Westen Österreichs besser als im Osten

Synthesis Forschung und Rainer Münz analysieren im Auftrag des ÖIF Erwerbsverläufe von Zuwanderungsgruppen über fünfzehn Jahre

Erwerbsverläufe von Migrantinnen und Migranten

Die Studie beleuchtet die Integration von Zuwanderungsgruppen über fünfzehn Jahre hinweg und zeigt deutliche Unterschiede in Aufenthaltsverfestigung, Arbeitsmarktbeteiligung und Binnenmobilität zwischen Regionen, Geschlechtern und Herkunftsgruppen auf. © ÖIF

Im Auftrag des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) analysierten Migrations- und Bevölkerungsforscher Univ.-Prof. Dr. Rainer Münz und Synthesis Forschung die Erwerbsverläufe von Flüchtlingen, Drittstaatsangehörigen und EU-Bürger/innen in Österreich. Die Studie beleuchtet die Integration von Zuwanderungsgruppen über fünfzehn Jahre hinweg und zeigt deutliche Unterschiede in Aufenthaltsverfestigung, Arbeitsmarktbeteiligung und Binnenmobilität zwischen Regionen, Geschlechtern und Herkunftsgruppen auf.

Große Unterschiede bei der Erwerbsintegration nach Herkunft und Geschlecht / Herausforderungen bei Arbeitsmarktbeteiligung von weiblichen Flüchtlingen besonders groß

Die Arbeitsmarktbeteiligung von Flüchtlingen und Zuwander/innen unterscheidet sich stark nach Herkunft und Geschlecht: Während 77,9 % der männlichen Flüchtlinge aus dem Jahrgang 2015 nach acht Jahren, im Jahr 2023, mindestens 90 Tage einer selbstständigen oder unselbstständigen Beschäftigung nachgingen, waren dies nur 37,7 % der Frauen im selben Jahrgang.

Im Vergleich dazu lag die Erwerbsquote bei den weiblichen Flüchtlingen, die 2019 nach Österreich gekommen sind, vier Jahre später bei 24,1 % (Männer: 54,6 %) und bei jenen, die 2011 nach Österreich gekommen sind, 12 Jahre später bei 51,7 % (Männer: 80,8 %). Unter den Herkunftsgruppen gelang den Afghan/innen die Erwerbsintegration im Vergleich zu Syrer/innen besser: Die Erwerbsbeteiligung der 2019 bzw. 2022 nach Österreich gekommenen Afghan/innen lag im Jahr 2023 mit 36,6 % bzw. 20,1 % über jener der Syrer/innen (33,7 % bzw. 16,6 %) und Somalier/innen (33,6 % bzw. 13,2 %). Der Forschungsbericht zeigt zudem, dass Asyl- und subsidiär Schutzberechtigte in den ersten Jahren nach ihrer Zuwanderung vergleichsweise geringere Einkommen erzielen als Österreicher/innen. 

Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen gelingt im Westen Österreichs besser als im Osten

Asyl- und subsidiär Schutzberechtigte fassen im Westen Österreichs besser im Arbeitsmarkt Fuß als im Osten: Flüchtlingen, die zu Beginn ihres Aufenthalts 2015 in Bundesländern im Westen oder in der Mitte Österreichs lebten und dortblieben, gelang der Einstieg in die Erwerbstätigkeit mit einer Erwerbsquote über 80 % im Jahr 2023 besser als jenen, die von dort in den Osten und insbesondere nach Wien übersiedelten (59 % bis 62 %). Ein ähnliches Bild zeigen die Zahlen aus 2019: Bei Flüchtlingen, die ihren Erstwohnsitz im Westen oder in der Mitte Österreichs hatten und dortblieben, war 2023 etwa die Hälfte erwerbstätig. Im Vergleich dazu lag die Erwerbsquote bei Personen, die in der Ostregion sesshaft blieben, nur bei einem Drittel. Im Gegensatz dazu erhöhten sich die Chancen am österreichischen Arbeitsmarkt bei jenen, die von Wien in ein anderes Bundesland übersiedelten.

Aufenthaltsverfestigung: Syrer/innen und Somalier/innen blieben eher in Österreich als Afghan/innen

Von den Asylwerber/innen, die 2015 nach Österreich kamen, blieb die Mehrzahl in Österreich: Nach acht Jahren haben noch 58,7 % ihren Wohnsitz hier. Besonders häufig blieben Frauen (83,6 %) und Männer (80,5 %) aus Syrien sowie Frauen aus Afghanistan (82 %). Männer aus Afghanistan, die 2015 nach Österreich kamen, blieben hingegen seltener in Österreich (55,6 %). Bei den Asylwerber/innen, die im Jahr 2019 einen Asylantrag gestellt haben, hielt sich über die Hälfte der Asylwerber/innen drei Jahre später nicht mehr in Österreich auf. Von den Personen, die 2022 einen Asylantrag in Österreich gestellt haben, hatten 70 % im Folgejahr das Land bereits wieder verlassen. Dies betrifft laut Studienautor Rainer Münz besonders Asylwerber/innen aus Afghanistan und Ländern mit geringer Aussicht auf einen positiven Asylbescheid wie etwa Indien, Tunesien und Marokko; sie seien vielfach vor Abschluss ihres Asylverfahrens weitergewandert. Im Gegensatz dazu blieben über 87 % der Syrer/innen und 94 % der Somalier/innen, die 2022 einen Asylantrag gestellt haben, in Österreich. Personen, die über den Familiennachzug nach Österreich kommen, bleiben ebenso tendenziell langfristiger in Österreich. 

EU-Bürger/innen weisen eine hohe Mobilität auf: Bereits nach drei bis vier Jahren hat die Hälfte der Zuwander/innen aus der EU Österreich wieder verlassen. Drittstaatsangehörige (ohne Flüchtlinge) bleiben hingegen eher in Österreich: Nach vier bis fünf Jahren sind immer noch rund zwei Drittel im Land und nach sechs bis sieben Jahren sind rund 70 % von ihnen mindestens 90 Tage im Jahr einer Beschäftigung nachgegangen. 

Informationen zur Studie

Die Studie wurde im Auftrag des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) von Synthesis-Forschung unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Rainer Münz 2024 bereits zum vierten Mal durchgeführt. Als Datengrundlage diente eine Panelanalyse auf Basis der Daten des Dachverbandes der österreichischen Sozialversicherungsträger und des Arbeitsmarktservice (AMS), unter Berücksichtigung von Zahlen der Statistik Austria. Analysiert wurden Erwerbsverläufe aus den Zuwanderungsjahren 2011, 2015, 2019 und 2022 von Flüchtlingen, Drittstaatsangehörigen und EU-Bürger/innen. Der vollständige Forschungsbericht ist in der ÖIF-Mediathek abrufbar. Neben einem umfangreichen Tabellenanhang enthält der Bericht eine rund 20-seitige vertiefende Analyse mit anschaulichen Grafiken. Eine vierseitige Zusammenfassung liefert zudem einen kompakten Überblick über die zentralen Ergebnisse der Studie.

ÖIF bietet breites Angebot zum berufsbegleitenden Deutschlernen für Flüchtlinge und Vertriebene

Der Österreichische Integrationsfonds (ÖIF) ist im Integrationsgesetz als zentrale Anlaufstelle für Asyl- und subsidiär Schutzberechtigte und ukrainische Vertriebene festgeschrieben und bietet Maßnahmen zur Integration und zum Deutschlernen. Mit rund 67.500 Kursplätzen stellte der ÖIF im Vorjahr Flüchtlingen und Vertriebenen ein so großes Deutschkursangebot zur Verfügung wie noch nie zuvor. Mit Deutschkursen auch zu Randzeiten und am Wochenende, eigenen Online-Deutschkursen und eine Reihe an Online-Deutschlernangeboten auf sprachportal.at bietet der ÖIF Flüchtlingen, Vertriebenen und Zuwander/innen ein umfassendes Angebot zum berufsbegleitenden Deutschlernen, um einen raschen Berufseinstieg parallel zum Deutschlernen zu fördern. Im Rahmen von ÖIF-Karriereplattformen informieren Unternehmen wie Lidl, REWE, IKEA und Österreichische Post AG arbeitssuchende Teilnehmer/innen in ÖIF-Deutschkursen über offene Stellen sowie Einstiegs- und Aufstiegsmöglichkeiten im Unternehmen für Personen mit noch geringen Deutschkenntnissen.

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