Integration von Frauen: Größte Migrationszuwächse bei Syrerinnen; Arbeitsmarktbeteiligung gering: nur etwa 13 Prozent der weiblichen Flüchtlinge erwerbstätig
Zum Weltfrauentag veröffentlicht der Österreichische Integrationsfonds (ÖIF) die Broschüre „Frauen – Zahlen, Daten und Fakten zu Migration & Integration“ und liefert damit aktuelle Zahlen zu den Bereichen Zuwanderung und Aufenthalt, Bevölkerung und Asyl, Sprache und Bildung, Arbeit und Beruf sowie Familie und Gesundheit. Die Statistik-Broschüre beleuchtet Herausforderungen und Chancen von Migrantinnen in Österreich und steht kostenlos zum Download in der ÖIF-Mediathek zur Verfügung.
Zuwanderung: Fast jede vierte Frau in Österreich hat Migrationshintergrund
Zu Jahresbeginn 2022 lebten rund 936.600 im Ausland geborene Frauen in Österreich. Über die Hälfte davon wurde in Drittstaaten geboren, wobei hier die meisten Frauen aus Bosnien-Herzegowina, Türkei, Serbien und Syrien stammen. 48,9 Prozent der im Ausland geborenen Frauen kommen hingegen aus EU-/EFTA-Staaten bzw. Großbritannien. Die häufigsten Geburtsländer waren hier Deutschland, Rumänien und Ungarn. Die Nettozuwanderung nach Österreich lag 2021 bei +22.000 und war damit etwas höher als im Jahr zuvor (+19.000). Das bedeutet: Es sind im letzten Jahr 22.000 Frauen mehr nach Österreich gekommen, als aus Österreich weggegangen sind. Im 5-Jahres-Vergleich (2017-2022) gab es die größten Zuwächse vor allem bei Frauen, die in Syrien (+46,2%) oder der Ukraine (+30,1%) geboren wurden. Aber auch aus Rumänien (+26,6%), Bulgarien (+26,1%) und dem Iran (+21,9%) stammten überdurchschnittlich viel mehr Frauen als noch vor fünf Jahren.
Aufenthalt: Frauenanteil bei den Asylanträgen drastisch gesunken
Bei den Asylgewährungen entfiel 2022 rund ein Drittel (33%) auf Frauen, 2021 waren es 31 Prozent und 2020 noch 39,9 Prozent. Bei den Asylanträgen machten Frauen 2022 jedoch nicht einmal ein Zehntel aus: Im Jahr 2022 wurden in Österreich insgesamt 108.781 Asylanträge registriert, dies waren sieben Mal mehr im Vergleich zu 2020. Zuletzt wurde 2015 mit über 88.300 Asylanträgen ein ähnlicher Höchstwert erreicht. Nur knapp 9 Prozent der Asylanträge (9.739) wurden 2022 von einer Frau gestellt, 2021 waren es 14,6 Prozent gewesen, 2018 noch 39,6 Prozent.
Bildung: Über ein Viertel der Schülerinnen hat nichtdeutsche Muttersprache
Im Schuljahr 2020/21 hatte über ein Viertel (27,4%) der Schülerinnen eine nichtdeutsche Umgangssprache, wobei der Anteil an Neuen Mittelschulen (33%), in Polytechnischen Schulen (42%) und in Sonderschulen (42%) besonders hoch war. 26 Prozent der Migrantinnen verfügten 2021 über einen akademischen Abschluss, weitere 21 Prozent hatten eine Matura. Unter asylberechtigten und subsidiär schutzberechtigten Frauen zeigt sich in Bezug auf das Bildungsniveau ein erhöhter Bedarf an Alphabetisierung: so wiesen 6 von 10 Asyl- und subsidiär Schutzberechtigten mit Zuerkennung im Jahr 2022, die einen Deutschkurs nach Integrationsgesetz besuchen, einen Alphabetisierungsbedarf auf; das bedeutet, dass die Fertigkeiten des Schreiben und Lesens entweder in der Herkunftssprache (65,9%) oder in der lateinischen Sprache (40,1%) noch nicht vorhanden waren.
Arbeit und Beruf: Nur 6 von 10 Migrantinnen erwerbstätig, bisher nur 13 Prozent der Frauen aus Syrien, Afghanistan und dem Irak im Arbeitsmarkt
Migrantinnen sind in deutlich geringerem Ausmaß am Erwerbsleben beteiligt als Österreicherinnen: Bei Frauen ohne Migrationshintergrund liegt die Erwerbstätigenquote bei über 70 Prozent, wohingegen die Erwerbstätigkeit von Frauen mit Migrationshintergrund im Jahr 2021 bei nur 60 Prozent liegt. Je nach Herkunftsland ergeben sich jedoch große Unterschiede: Am höchsten ist die Erwerbstätigenquote bei Frauen aus EU- oder EFTA-Staaten (rund 70%); am geringsten ist die Erwerbsbeteiligung von Frauen aus Syrien/Afghanistan/Irak (12,6%). Bei der Gruppe der Türkinnen liegt die Erwerbstätigkeit bei 47,3 Prozent; bei Frauen aus dem ehemaligen Jugoslawien sind es knapp 64 Prozent.
ÖIF-Frauenzentren: Förderung von Frauen mit Migrationshintergrund
In den Werte- und Orientierungskursen sind die Themen Gleichberechtigung von Frau und Mann, bestehende Rechte auf Selbstbestimmung und Gewaltschutz sowie die Chancen und Möglichkeiten von Frauen in Österreich integraler Bestandteil; die Kurse sind seit 2017 per Integrationsgesetz verpflichtend für Asylberechtigte und subsidiär Schutzberechtigte zu besuchen. Der ÖIF bietet außerdem in seinen Integrationszentren österreichweit sowie in den beiden Frauenzentren (Wien und Graz) eine breite Palette an Seminaren, Sprechstunden und Beratungen für Migrantinnen an, die ihre Chancen in Österreich selbstbestimmt ergreifen wollen. Speziell in den ÖIF-Frauenzentren werden auch von Gewalt betroffene Frauen mit Fluchthintergrund beraten und an konkrete, passende Organisationen weitervermittelt. Frauen werden dann direkt und unkompliziert an jene Organisationen vermittelt, die sich intensiv mit Gewaltschutz, Arbeitsmarktintegration oder auch Frauengesundheit auseinandersetzen und konkrete Hilfestellungen für den Einzelfall bieten. Alle Informationen zu den ÖIF-Angeboten zur Stärkung und Förderung von Frauen und den Frauenzentren finden Sie unter www.integrationsfonds.at/frauen.