ÖIF und IKG bauen Zusammenarbeit gegen Antisemitismus aus
Der Österreichische Integrationsfonds (ÖIF) und die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) bauen ihre Zusammenarbeit zur Integration jüdischer Zuwander/innen in Österreich weiter aus. Seit Frühjahr 2022 besteht eine enge Zusammenarbeit zur Umsetzung gemeinsamer Integrationsmaßnahmen für jüdische ukrainische Vertriebene in Österreich. Diese wird nun vor dem Hintergrund des terroristischen Angriffs der Hamas auf Israel und dem damit einhergehenden Antisemitismus in Österreich in Form von Übergriffen und Hassrede im Internet ausgeweitet. Die gemeinsamen Maßnahmen kommen nach Österreich zugewanderten Jüd/innen mit Integrationsbedarf zugute.
Integrationsministerin Susanne Raab: „Jüdisches Leben in unserem Land zu fördern und zu stärken ist uns als Bundesregierung und auch mir persönlich ein zentrales Anliegen. Daher werden wir die Zusammenarbeit zwischen IKG und ÖIF zum Abbau von Vorurteilen gegenüber Jüdinnen und Juden für drei weitere Jahre verlängern und deutlich ausbauen. Damit wollen wir die Rahmenbedingungen für nach Österreich zugewanderte Jüdinnen und Juden weiter verbessern und sie dabei unterstützen, hier ihr Leben aufzubauen, denn klar ist: Antisemitismus hat bei uns keinen Platz. Ich danke hier dem ÖIF und der IKG für die bisherige gute Zusammenarbeit und Initiativen in diesem Bereich.“
Oskar Deutsch, Präsident der IKG: „Die Kooperation zwischen Kultusgemeinde und dem Österreichischen Integrationsfonds ist ein gelungenes Beispiel für die fortlaufenden Anstrengungen im Kampf gegen Antisemitismus. Durch die Unterstützung jüdischen Lebens, dem Ermächtigen von Multiplikatoren in unserer Gesellschaft und durch das klare Vermitteln, dass Antisemitismus in unserer Gesellschaft keinen Platz haben darf, stärken wir unsere Demokratie nachhaltig. Nicht zuletzt die Welle gemeldeter antisemitischer Übergriffe und Ausschreitungen seit dem Hamas-Terror vom 7. Oktober haben gezeigt, wie dringend notwendig diese Maßnahmen sind.“
Franz Wolf, Direktor des ÖIF: „Österreich hat eine historische Verantwortung zur Unterstützung von zugewanderten Jüdinnen und Juden. Der Österreichische Integrationsfonds bietet für jüdische Zuwanderinnen und Zuwanderer eine Reihe von Maßnahmen in Zusammenarbeit mit der Israelitischen Kultusgemeinde an, wie etwa Deutschkurse, Infoveranstaltungen sowie vertiefende Integrationsberatungen. Mit dem Maßnahmenpaket für zugewanderte Jüdinnen und Juden baut der ÖIF seine Zusammenarbeit mit der IKG weiter aus.“
Unterstützung bei der Erstorientierung und beim Deutschlernen für zugewanderte Jüd/innen
In enger Zusammenarbeit mit der IKG stellt der ÖIF ein verstärktes Angebot an Erstberatungen, Info-Veranstaltungen, Exkursionen und arbeitsmarktrelevanten Schwerpunktberatungen sowie Deutschkursen für nach Österreich zugewanderte Jüd/innen zur Verfügung. Gemeinsam mit dem Projekt LIKRAT plant die Integrationsbotschafter/innen-Initiative ZUSAMMEN:ÖSTERREICH eigene Schulbesuche zum Thema Antisemitismus, um mit Schüler/innen über antisemitische Vorurteile und den Umgang mit antisemitischen Verhaltensweisen zu sprechen und Handlungsoptionen aufzuzeigen. Unterstützt werden künftig etwa auch Initiativen aus dem Bereich der Nachbarschaftshilfe und Stipendien für Schüler/innen.
Seminarprogramm für Multiplikator/innen: Zusätzliche Termine
Neben einem Ausbau der Angebote für zugewanderte Jüd/innen in Österreich erweitert der ÖIF zudem sein Kursprogramm für Multiplikator/innen im Bereich der Aufklärung über Antisemitismus mit Unterstützung der IKG. Das kostenlose Fortbildungsangebot richtet sich an Lehrer/innen, Deutschtrainer/innen, Mitarbeiter/innen in Beratungsstellen oder Ämtern und Behörden. In den Seminaren erhalten die Teilnehmer/innen Grundlagenwissen zu Antisemitismus und Radikalisierungsprävention, diskutieren Fallbeispiele aus der Praxis und erfahren, wie in Schulen, Deutschkursen oder Beratungssituationen antisemitischen Haltungen und Vorurteilen begegnet werden kann. Die Seminare werden vom ÖIF gemeinsam mit Expert/innen der IKG österreichweit angeboten und sind für die Teilnehmenden kostenlos. Das bestehende Programm wird ergänzt mit zwei Seminaren von Daniel Landau („Der Nahost-Konflikt im Klassenzimmer: Schweigen, unterdrücken oder Antworten suchen?“) und Raimund Fastenbauer („Antisemitismus: Anzeichen erkennen und darauf reagieren“). Vor dem Hintergrund der aktuellen Situation ist die Nachfrage nach diesen Seminarangeboten in den vergangenen Wochen stark angestiegen; der ÖIF stellt zusätzliche Termine zur Verfügung.
Modul „Antisemitismus“ in den Werte- und Orientierungskursen vom IHS evaluiert
Nach dem Integrationsgesetz sind die Werte- und Orientierungskurse verpflichtend für Asyl- und subsidiär Schutzberechtigte. Die Kurse bieten Raum für zentrale Themen der Integration und sollen die Teilnehmer/innen während ihres Integrationsprozesses in die österreichische Gesellschaft sensibilisieren. Seit dem Ausbau von einem auf drei Tage Anfang des Jahres 2022 beinhalten die Werte- und Orientierungskurse ein eigenes Sensibilisierungsmodul zum Thema Antisemitismus, welches gemeinsam mit Expert/innen der IKG entwickelt wurde. Die Inhalte des Moduls umfassen die Auseinandersetzung mit jüdischem Leben in Österreich, der jüdischen Geschichte und den Motiven und Formen des Antisemitismus. Umgesetzt werden die Inhalte in den von durch die IKG geschulten Trainer/innen des ÖIF, die bei Bedarf von Dolmetscher/innen begleitet werden. Im Anschluss an die dreitägigen Werte- und Orientierungskurse bietet der ÖIF mit dem „Praxistag Integration“ ein ergänzendes Angebot, bei welchem sich Teilnehmer/innen im Rahmen von Exkursionen in vertiefter Form mit dem Judentum und der Geschichte des jüdischen Lebens in Österreich auseinandersetzen können. Das Institut für Höhere Studien (IHS) hat Mitte des Jahres das Antisemitismus-Modul evaluiert. Der Bericht "Sensibilisierung gegen Antisemitismus. Erfahrungen mit den Werte- und Orientierungskurses des ÖIF für Asylberechtige und subsidiär Schutzberechtigte“ steht hier zum Download bereit.