Werte- und Orientierungskurse für Flüchtlinge werden auf 5 Tage ausgebaut
Um eine noch intensivere Auseinandersetzung mit den Grundwerten des Zusammenlebens in Österreich zu ermöglichen, baut der Österreichische Integrationsfonds (ÖIF) die laut Integrationsgesetz für Asyl- und subsidiär Schutzberechtigten verpflichtenden Werte- und Orientierungskurse von drei auf fünf Tage aus. Zudem werden die Kurse um neue Inhalte erweitert: Neu ist das in Zusammenarbeit mit der Polizei erarbeitete Themenmodul zu Sicherheit und Zusammenleben sowie ein eigenes Modul zum Thema Zugehörigkeit. Aktuell werden die auf Grundlage von Evaluierungsberichten und Empfehlungen renommierter Expert/innen auf 5 Tage ausgebauten Werte- und Orientierungskurse pilotiert.
Mirela Memic, Bereichsleitung Werte und Orientierung im ÖIF: „Neben Deutschkenntnissen und dem Einstieg in den Arbeitsmarkt sind Kenntnisse über Werte und Regeln des Zusammenlebens in Österreich essenziell für eine gelungene Integration. Die Ausweitung der Werte- und Orientierungskurse von drei auf fünf Tage stellt sicher, dass eine noch intensivere Auseinandersetzung mit den zentralen Themen der Integration stattfindet sowie mehr Raum für Reflexion und Diskussion gegeben wird. Über Werte zu sprechen und sich mit den Rechten, Pflichten, Gepflogenheiten und Normen in Österreich zu befassen, ist alternativlos, wenn man sich in Österreich ein neues Leben aufbauen möchte.“
Neuer Schwerpunkt auf Sicherheit und Zusammenleben in Zusammenarbeit mit der Polizei
Neu im Kurscurriculum ist ein eigenes Modul zum Thema Sicherheit und Zusammenleben, das in Kooperation mit der Polizei entwickelt wurde. Im Zentrum stehen dabei unter anderem rechtliche Aspekte, Gewaltfreiheit und -prävention. Das neue Modul bietet einen umfassenden Einblick in verschiedene Aspekte der öffentlichen Sicherheit und in die Rolle der Polizei in Österreich und zielt darauf ab, den Teilnehmer/innen neben Grundlagenwissen auch praxisorientiertes Know-how zu vermitteln, das für ein sicheres und verantwortungsbewusstes Leben in Österreich zentral sind. Kultur, Tradition und freiwilliges Engagement sowie das Verhalten im öffentlichen Raum und das Leben in der Gemeinschaft werden im neuen Modul Zugehörigkeit behandelt. Um die Teilnehmer/innen bei einer raschen Arbeitsmarktintegration zu unterstützen, wird das bestehende Arbeitsmarktmodul zudem um ein praktisch orientiertes Bewerbungstraining erweitert.
Über die Werte- und Orientierungskurse
Die Werte- und Orientierungskurse des ÖIF bieten Asyl- und subsidiär Schutzberechtigten seit 2015 Erstorientierung in Österreich und vermitteln grundlegende Themen für eine rasche Integration und ein gutes Zusammenleben, wie etwa die Bedeutung des Deutschlernens und der Selbsterhaltungsfähigkeit, die Selbstbestimmung sowie die Gleichberechtigung von Mann und Frau. Die Teilnehmer/innen lernen, sich in der Gesellschaft zurechtzufinden und kulturelle sowie gesellschaftliche Werte besser zu verstehen. Die auf Deutsch abgehaltenen und im Bedarfsfall gedolmetschten Kurse werden laufend österreichweit kostenlos angeboten und werden von qualifizierten Trainer/innen des ÖIF durchgeführt. Seit Inkrafttreten des Integrationsgesetzes 2017 ist der Kurs für Asyl- und subsidiär Schutzberechtigte ab 15 Jahren verpflichtend. Im Jahr 2023 verzeichnete der ÖIF österreichweit rund 560 Werte- und Orientierungskurse mit insgesamt 11.000 Teilnehmer/innen. Mit 74 Prozent verfügte die Mehrheit der Teilnehmer/innen 2023 über eine syrische Staatsbürgerschaft, gefolgt von Afghanistan (10 %) und Somalia (5 %). Seit Beginn im Jahr 2015 waren es insgesamt über 7.700 Kurse mit mehr als 105.000 Teilnehmer/innen.
Vielzahl an vertiefenden Integrationsangeboten im Anschluss an den Werte- und Orientierungskurs
Im Anschluss an den Werte- und Orientierungskurs stehen Asyl- und subsidiär Schutzberechtigten – ebenso wie ukrainischen Vertriebenen und Zuwander/innen – eine Reihe an vertiefenden Integrationsangeboten zur Verfügung: Neben Integrationskursen in Wien können im Rahmen von weiterführenden Praxistagen wichtige ehrenamtliche Organisationen wie die Caritas, die Freiwillige Feuerwehr, das Hilfswerk und die Diakonie sowie kulturelle oder demokratiepolitische Einrichtungen wie das Haus der Geschichte, das Österreichische Parlament und das Wiener Rathaus und Gedenkstätten und Anlaufstellen in den Regionen besucht werden. Die ÖIF-Frauenzentren bieten zudem Beratungen, Seminare und Sprechstunden mit Expert/innen zu Themen wie Berufs- und Bildungschancen in Österreich, Gesundheit und Familie sowie Gewaltprävention und Selbstbestimmung. Im Rahmen von Karriereplattformen in ganz Österreich bringt der ÖIF arbeitssuchende Teilnehmer/innen an ÖIF-Deutschkursen mit Unternehmen mit Arbeitskräftebedarf zusammen. Im Jahr 2023 wurden über 14.300 Teilnehmende an vertiefenden Integrationsangeboten verzeichnet.