Zuwanderung und Arbeitsmarkt 2023: Herausforderungen bei der Integration von Zuwander/innen
Im Jahr 2023 waren in Österreich 4,5 Millionen Menschen im Alter von 15 bis 64 Jahren erwerbstätig, darunter fallen rund 900.000 ausländische Staatsangehörige. Daraus ergibt sich, dass rund 80% Prozent aller Erwerbstätigen auf österreichische Staatsangehörige und 20% auf nicht-österreichische Staatsangehörige entfallen. Laut vorliegenden Daten gibt es Herausforderungen bei der Integration von Zuwander/innen in den österreichischen Arbeitsmarkt: Die Erwerbstätigenquote von Personen mit Migrationshintergrund liegt unter jener der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund (69% gegenüber 76,1%). Gleichzeitig variiert der Anteil der erwerbstätigen Bevölkerung mit Migrationshintergrund je nach Herkunftsland stark.
Große Unterschiede bei Erwerbstätigkeit nach Herkunftsland
Große Unterschiede zeigen sich beim Vergleich der unterschiedlichen Zuwanderungsgruppen in Österreich: Personen aus den EU-Staaten vor 2004, den EFTA-Staaten oder dem Vereinigten Königreich verzeichnen mit 78,9% eine wesentlich höhere Erwerbstätigenquote als Menschen türkischer Herkunft (62,7%) oder aus anderen Drittstaaten (63,6%) – und liegen sogar höher als die Erwerbstätigkeitsquote unter Inländer/innen (76,1%). Die hohe Arbeitsmarktintegration von Zugewanderten aus EU-Ländern ist auf ihre Qualifikationen, den leichteren Zugang zum Arbeitsmarkt und die Tatsache zurückzuführen, dass von ihnen überwiegend nur jene länger in Österreich bleiben, die auch Arbeit finden. Die aktuellsten Daten zur Erwerbsbeteiligung von Flüchtlingen zeigen, dass sechs Jahre nach Ankunft in Österreich rund die Hälfte der Flüchtlinge erwerbstätig ist: Im Jahr 2021 waren 52,5% der Flüchtlinge, die 2015 nach Österreich gekommen waren, erwerbtätig. Im Vergleich dazu waren es beim Jahrgang 2019 nach zwei Jahren erst 15,9%.
Frauen mit Migrationshintergrund seltener erwerbstätig als Frauen ohne Migrationshintergrund
Die Erwerbsbeteiligung von Frauen mit Migrationshintergrund lag mit 63,2% im Jahr 2022 deutlich unter jener von Frauen ohne Migrationshintergrund (72,9%). Ein Blick auf die Erwerbstätigkeit zeigt – ähnlich zum Verhältnis bei Frauen und Männern ohne Migrationshintergrund – große Unterschiede bei der Geschlechterverteilung: Frauen mit Migrationshintergrund waren deutlich seltener erwerbstätig (63,2%) als Männer (75,1%). Die Erwerbstätigenquote von Frauen aus Afghanistan, Syrien und dem Irak (25,0%) war dabei deutlich niedriger als die ihrer männlichen Mitbürger (61,1%) und die niedrigste unter allen Gruppen von Frauen mit Migrationshintergrund. Bei weiblichen Flüchtlingen verläuft der Einstieg in den Arbeitsmarkt deutlich langsamer als bei männlichen Flüchtlingen: Zahlen aus 2021 zeigen, dass nach sechs Jahren 22% erwerbstätig (Männer: 65,3%) sind, nach zwei Jahren sind es erst 10,5% (Männer: 22%).
Viele Angebote zur raschen Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen und Vertriebenen
Für die rasche Integration von Zuwander/innen in den österreichischen Arbeitsmarkt stellt der ÖIF eine breite Palette an Unterstützungsangeboten zur Verfügung: Im Rahmen der ÖIF-Karriereplattformen informieren Unternehmen wie SPAR, POST AG, IKEA und LIDL Teilnehmer/innen in ÖIF-Deutschkursen über Einstiegs- und Aufstiegsmöglichkeiten im Unternehmen für Personen mit geringen Deutschkenntnissen. Die ÖIF-Frauenzentren bieten Seminare und Sprechstunden mit Expert/innen rund um das Thema Berufs- und Bildungschancen in Österreich. Zusätzlich stellt der ÖIF neben Mentoring-Programmen wie KOMPASS und "Mentoring für Migrant:innen" eigene Bewerbungstrainings und CV-Checks für Zuwander/innen zur Verfügung. Wer im Ausland erworbene Qualifikationen und Ausbildungen in Österreich anerkennen lässt, kann beim ÖIF eine Förderung zur Rückerstattung der Kosten beantragen, die im Anerkennungsprozess in Österreich entstehen. Zusätzlich zu Asyl- und subsidiär Schutzberechtigten, ukrainische Vertriebenen, Drittstaatsangehörigen mit langfristiger Bleibeperspektive, und Österreicher/innen können seit Ende 2023 auch alle Rot-Weiß-Rot-Kartenbesitzer/innen und EU-Bürger/innen eine Förderung beantragen. Zudem erhöhte sich die maximale Fördersumme von 1.000 auf 1.500 Euro je Person.
Breites ÖIF-Deutschlernangebot erleichtert Spracherwerb neben Beruf
Mit einem umfassenden Angebot zum berufsbegleitenden Deutschlernen bietet der ÖIF Zuwander/innen die Möglichkeit, neben ihrer Erwerbstätigkeit rund um die Uhr und ortsunabhängig ihre Sprachkenntnisse zu verbessern. Neben Deutschkursen bei Kursträgern an Abenden und Wochenenden stellt der ÖIF auf Sprachportal.at, der größten Deutschlernplattform im deutschsprachigen Raum, eine Reihe an täglichen Online-Deutschkursen sowie berufsspezifischen Online-Kursen für Gastronomie, Hotellerie und Tourismus, Lebensmittelhandel oder Pflege zur Verfügung. Die frei zugänglichen Online-Deutschlernangebote des ÖIF verzeichneten im Jahr 2023 insgesamt 100.000 Teilnehmer/innen. Täglich lernen 25.000 Personen mit den Angeboten des ÖIF Deutsch. Für ausländische Arbeitskräfte mit langfristiger Bleibeperspektive in Österreich stehen zudem ab sofort Fördermöglichkeiten für Deutschkurse in Unternehmen oder berufsbegleitende Deutschkurse zur Verfügung. Im Rahmen des neuen Förderprogramms werden Deutschkurse von der Alphabetisierung bis zum Sprachniveau C1 gefördert, die Rahmenbedingungen und Kursschwerpunkte sind flexibel und können an die konkreten Anforderungen des Unternehmens angepasst werden.
Quellen: Statistik Austria, Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung / Statistisches Jahrbuch "Migration & Integration 2023" / AMIS / ÖIF-Forschungsbericht: Endel, Florian/Kernbeiß, Günter/Münz, Rainer: Erwerbsverläufe von Migrant/innen III. Personen mit Fluchthintergrund, aus Drittstaaten und der Europäischen Union im Vergleich. Analyse der Zuwanderungsjahrgänge 2000, 2015, 2016 und 2019, Wien, 2022.