Bilanz Integration 2023: Hohe Zahl an Schutzgewährungen und niedriger Bildungsstand als zentrale Herausforderungen
Der Integrationsbereich war 2023 geprägt von der hohen Zahl an Asyl- und subsidiär Schutzberechtigten, die in Österreich Schutz erhielten. Während die Zahl der Anträge auf Asyl und subsidiärem Schutz im Vergleich zu 2022 um 45% abnahm, steigen durch die abgeschlossenen Verfahren 2023 die Gewährungen von Asyl und subsidiären Schutz: Bis Ende November 2023 lag der Wert bei über 22.000 Gewährungen, das entspricht einem Anstieg um über 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und damit dem dritthöchsten Wert an Zuerkennungen von Asyl und subsidiärem Schutz in Österreich seit 2015. Österreich steht damit 2023 EU-weit an dritter Stelle bei erstinstanzlichen Zuerkennungen. Vor diesem Hintergrund verzeichnete der Österreichische Integrationsfonds (ÖIF) eine sehr hohe Nachfrage nach Integrationsangeboten: Rund 265.000 Beratungskontakte fanden in den ÖIF-Integrationszentren statt, 11.000 Personen nahmen an den Werte- und Orientierungskursen teil. Neben 66.000 Deutschkursplätzen verzeichnete der ÖIF mit 60.000 Prüfungsantritten so viele Antritte wie noch nie zuvor.
Integrationsministerin Susanne Raab: „Im Jahr 2023 ist die Zahl der Asylanträge in Österreich im Vergleich zum Vorjahr stark gesunken. Dennoch bleiben die Herausforderungen für die Integration hoch. Angesichts des hohen Arbeitskräftebedarfs steht die Integration in den Arbeitsmarkt im Vordergrund. Immer mehr Deutschkurse werden berufsbegleitend angeboten und die Menschen werden beim Arbeitseintritt unterstützt. Integration funktioniert dann, wenn die Zuwanderinnen und Zuwanderer sich eigenverantwortlich um ihre Integration bemühen, Deutsch lernen und die Chancen am Arbeitsmarkt nutzen. Ich danke dem ÖIF und allen Menschen in Österreich, die beruflich oder ehrenamtlich in der Integration tätig sind.“
Sandra Ivkic, Gesamtleiterin Integrationsmaßnahmen beim ÖIF: „Die steigenden Anerkennungszahlen im Asylbereich fordern die Integrationsstrukturen auf allen Ebenen. Mit einer neuen, österreichweit einheitlichen digitalen Einstufung zu Deutschkursen und dem elektronischen Versand von Prüfungszeugnissen stellt der ÖIF sicher, dass Zuwander/innen möglichst rasch zu Kursplätzen und Prüfungsergebnissen kommen. Durch den laufenden Ausbau der Deutschlernangebote verzeichnet der ÖIF nun mit 25.000 Teilnehmenden pro Tag so viele Personen wie noch nie.“
Integrationszentren verzeichneten 265.000 Beratungskontakte / 11.000 Teilnehmer/innen an Werte- und Orientierungskursen
Die Integrationszentren des ÖIF in allen Landeshauptstädten verzeichneten im laufenden Jahr insgesamt 265.000 Beratungskontakte zu Themen wie Deutschlernen, Arbeitsmarktintegration und Erstorientierung in Österreich. Die meisten Beratungen entfielen auf Wien (151.000), die Steiermark (24.000) und Niederösterreich (22.000). An den im Vorjahr auf drei Tage ausgebauten Werte- und Orientierungskursen nahmen 2023 über 11.000 Personen teil. Die ÖIF-Frauenzentren konnten im Jahr 2023 insgesamt 3.800 Frauen mit Angeboten wie Seminare und Sprechstunden mit Expert/innen unterstützen.
Höchstwert an ÖIF-Prüfungen / Prüfungsergebnis innerhalb von 6 Tagen
Vor dem Hintergrund der steigenden Anerkennungszahlen von Asyl- und subsidiär Schutzberechtigten und der hohen Anzahl an ukrainischen Vertriebenen im Land förderte der ÖIF im Jahr 2023 insgesamt 66.000 Deutschkursplätze bei Kursträgern in ganz Österreich. Zwei von drei Asyl- und subsidiär Schutzberechtigten mit Zuerkennung im Jahr 2023, die einen ÖIF-Deutschkurs besuchten, waren nicht alphabetisiert, wobei in etwa ein Drittel auf Personen, die auch in ihrer Muttersprache nicht alphabetisiert waren, und zwei Drittel auf Zweitschriftlernende, die in der lateinischen Schrift nicht alphabetisiert waren, entfielen. Mit 60.000 Prüfungsantritten verzeichnete der ÖIF einen neuen Höchstwert an Teilnehmer/innen bei ÖIF-Prüfungen. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht das einem Anstieg um 16 Prozent. Mit einer Reihe an Maßnahmen wurde vor dem Hintergrund der hohen Prüfungszahlen die Bearbeitungsdauer der Prüfungsergebnisse verkürzt: Seit Jänner 2023 werden Einstufungen für ÖIF-Deutschkurse österreichweit per innovativem Einstufungstest am Tablet vorgenommen, dank umfassender Digitalisierungsschritte bei der Prüfungsbearbeitung und digitaler Ergebnisübermittlung konnte die Bearbeitungszeit von Prüfungen verkürzt werden. Das Ergebnis wird gegenwärtig innerhalb von durchschnittlich 6 Werktagen übermittelt.
100.000 Teilnehmer/innen an frei zugänglichen Online-Deutschlernangeboten / Ausbau der Online-Fachsprachenkurse
Damit Zuwander/innen Arbeiten und Deutsch lernen bestmöglich vereinbaren können, baute der ÖIF neben dem Angebot an Intensivformaten und Deutschkursen zu Randzeiten im Jahr 2023 auch das Online-Deutschlernangebot aus: Auf dem ÖIF-Sprachportal (sprachportal.at), der größten Deutschlernplattform im deutschsprachigen Raum, steht eine breite Palette an täglichen Online-Kursen ortsunabhängig und berufsbegleitend zur Verfügung, teilnehmen kann man einfach per Computer, Tablet oder Handy. Neben berufsspezifischen Online-Deutschkursen zu „Hotel und Gastgewerbe“ und „Lebensmittelhandel“ stellte der ÖIF im Jahr 2023 zudem den neuen Online-Fachsprachenkurs „Deutsch lernen für die Pflege“ vor. Dieser richtet sich an Personen, die sich für eine Ausbildung im Pflegebereich interessieren, in einer Pflegeausbildung befinden oder bereits einem Pflegeberuf nachgehen. An den Online-Deutschlernangeboten des ÖIF haben im Jahr 2023 rund 100.000 Personen teilgenommen. Insgesamt lernen mit den Kursen bei Kursträgern und den Online-Angeboten täglich 25.000 Personen mit dem ÖIF Deutsch.
Fachkräftemangel: ÖIF eröffnete Integrationsservice für Fachkräfte und Unternehmen
Das im Oktober 2023 eröffnete „Integrationsservice für Fachkräfte“ bietet Integrationsangebote für Fachkräfte und Unternehmen. Als zentrale Anlaufstelle für Fachkräfte und ihre Familien sowie für Unternehmen bietet die Stelle Informationen, Beratungen und Veranstaltungen zur Vorintegration sowie zum Leben und Arbeiten in Österreich und zu ÖIF-Deutschlernangeboten. Für Unternehmen stehen beim Integrationsservice Weiterbildungen und Deutschlernangebote im Betrieb zur Verfügung, um ausländische Fachkräfte in Österreich zu halten und bei ihrer Integration zu unterstützen.
Qualifikationen aus dem Ausland: Berufsanerkennungsförderung ausgebaut
Wer im Ausland erworbene Qualifikationen und Ausbildungen in Österreich anerkennen lässt, kann beim ÖIF-Integrationsservice für Fachkräfte eine Förderung zur Rückerstattung der Kosten beantragen. Ab sofort besteht diese Fördermöglichkeit auch für alle Rot-Weiß-Rot-Kartenbesitzer/innen und EU-Bürger/innen, wobei auf letztere in den letzten beiden Jahren rund die Hälfte aller Anerkennungs- und Bewertungsanträge in Österreich entfielen. Asyl- und subsidiär Schutzberechtigte, ukrainische Vertriebene, Drittstaatsangehörige mit langfristiger Bleibeperspektive, und Österreicher/innen konnten bereits bisher für die Förderung einreichen. Zudem wurde die maximale Fördersumme von 1.000 auf 1.500 Euro je Person erhöht.
ÖIF-Karriereplattformen mit 5.600 arbeitsuchenden Teilnehmer/innen aus Deutschkursen
Um arbeitssuchende Teilnehmer/innen aus ÖIF-Deutschkursen mit Unternehmen mit Arbeitskräftebedarf zu verbinden, organisiert der ÖIF in Zusammenarbeit mit Unternehmen Karriereplattformen. Mehr als 40 Unternehmen wie IKEA, LIDL, SPAR, REWE, McDonalds und die Post AG informierten 2023 bei mehr als 60 Karriereplattform-Terminen über konkrete Beschäftigungsmöglichkeiten, offene Stellen sowie Einstiegs- und Aufstiegsmöglichkeiten für Personen mit noch geringen Deutschkenntnissen. Teilnehmer/innen haben vor Ort die Möglichkeit, sich über offene Stellen zu informieren und ein Bewerbungsgespräch zu führen. Mit Firmenbesuchen für Schüler/innen setzt auch die Integrationsbotschafter/innen-Initiative ZUSAMMEN:ÖSTERREICH einen Schwerpunkt auf Berufsorientierung. Dabei besuchen Schüler/innen erfolgreiche Personen mit Migrationshintergrund, die sich als ehrenamtliche Integrationsbotschafter/innen engagieren, direkt an deren Arbeitsplatz im Unternehmen und können sich so vor Ort über mögliche Berufsbilder und Branchen informieren. Im Jahr 2023 erreichte ZUSAMMEN:ÖSTERREICH mehr als 3.000 Schüler/innen in ganz Österreich.