Integration 2022: Über 250.000 Beratungskontakte ; 66.000 Deutschkursplätze gefördert
Der Integrationsbereich war 2022 geprägt von den stark steigenden Zahlen von Asyl- und subsidiär Schutzberechtigten sowie der hohen Anzahl an ukrainischen Vertriebenen, die in Österreich Schutz suchten: Der Österreichische Integrationsfonds (ÖIF) reagierte mit entsprechenden Angeboten auf die geänderten Rahmenbedingungen. Die Integrationszentren des ÖIF verzeichneten 2022 mehr als 250.000 Beratungskontakte in ganz Österreich, rund 11.200 Teilnehmer/innen nahmen an den Werte- und Orientierungskursen teil und rund 55.000 Prüfungsantritte fanden statt. Zudem wurden 2022 österreichweit über 66.000 Deutschkursplätze zur Verfügung gestellt.
Integrationsministerin Susanne Raab: „2022 war ein Ausnahmejahr für die Integration. Österreich hat zwei Migrationswellen erlebt: Einerseits die ukrainischen Vertriebenen, andererseits die enorm hohen Asylantragszahlen, mehr als 2015. Das ist eine besondere Herausforderung für das Asylsystem in unserem Land, für die Integration und letztlich auch für unsere Gesellschaft. Gemeinsam mit dem Integrationsfonds haben wir schnell reagiert und in einer ersten Phase die Menschen beim Ankommen unterstützt. Nun steht die Integration in den österreichischen Arbeitsmarkt im Mittelpunkt. Hier setzen wir eine Vielzahl an Maßnahmen, wie den Ausbau von Deutschkursen oder Karriereplattformen. Bei allen unseren Bemühungen steht aber eines immer im Vordergrund und ist unabdingbar: die Eigeninitiative der Zuwanderinnen und Zuwanderer, denn Integration ist ein zweiseitiger Prozess und hängt letztlich vom Willen ab, sich in unserem Land einbringen zu wollen. Ich möchte dem ÖIF und all seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern danken, die mit ihrer Expertise und ihrem Engagement so wichtige Arbeit für die Integration in Österreich leisten!“
Integrationszentren verzeichnen Höchstwert an Kontakten / Ausbau der Wertekurse
Die Anlaufstellen für die Angebote des Österreichischen Integrationsfonds sind die Integrationszentren des ÖIF in allen Landeshauptstädten, die 2022 über 250.000 Kontaktaufnahmen verzeichneten. Dies entspricht einem Anstieg von über 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Über die Hälfte der Kontaktaufnahmen (rund 130.000) verzeichnete das größte ÖIF-Integrationszentrum in der Bundeshauptstadt Wien. Die ÖIF-Integrationszentren bieten Information und Beratungen, Deutschkurse und Werte- und Orientierungskurse. Mit Jahresbeginn 2022 wurde der Umfang der Werte- und Orientierungskurse von einem auf drei Tage ausgebaut und um Informationen rund um Ehrenamt und Antisemitismus ergänzt. Rund 11.200 Personen nahmen 2022 an den ausgebauten Werte- und Orientierungskursen teil.
Zahlreiche Angebote für Vertriebene aus der Ukraine
Ukrainische Vertriebene in Österreich haben laut Integrationsgesetz Anspruch auf Deutschlern- und Orientierungsangebote. Der ÖIF etablierte im Frühjahr für diese Gruppe eine ukrainischsprachige Informationshotline. In Zusammenarbeit mit anderen Organisationen wurden in ganz Österreich sogenannte ServicePoints für ukrainische Vertriebene eingerichtet, wo Informationen zum Leben in Österreich, zum Deutschlernen und zur Integration in den Arbeitsmarkt gebündelt angeboten werden. Ergänzend bringt die ÖIF-Karriereplattform arbeitsuchende Ukrainer/innen in Österreich mit Unternehmen mit Arbeitskräftebedarf wie etwa der Post AG zusammen. Das Format Treffpunkt Ukraine förderte den Austausch unter ukrainischen Vertriebenen sowie mit ehrenamtlich Engagierten aus der österreichischen Bevölkerung. Im Buddy-Programm wurden ukrainische Kinder und Jugendliche mit österreichischen Buddys gematcht und so miteinander bekannt gemacht.
Ausbau bei Deutschkursen / Bildungsstand von Flüchtlingen sinkt
Rund 66.000 Deutschkursplätze förderte der ÖIF vor dem Hintergrund der steigenden Zuwanderungszahlen 2022 bei Kursträgern in ganz Österreich, dies entspricht einer Verdoppelung gegenüber dem Vorjahr. Aktuelle Auswertungen zeigen, dass der Bildungsstand unter den asyl- und subsidiär Schutzberechtigten weiter sinkt: 7 von 10 Personen, die 2022 in Österreich Asyl oder subsidiären Schutz erhielten und einen Deutschkurs nach dem Integrationsgesetz in Anspruch nahmen, hatten einen Alphabetisierungsbedarf: Rund die Hälfte von ihnen musste die lateinische Schrift erlernen (52%), die andere Hälfte (48%) hatte auch in der Muttersprache nicht Schreiben und Lesen gelernt. 2019 war der Alphabetisierungsbedarf noch bei 48% gelegen. Der ÖIF reagierte mit einer Aufstockung bei den Alphabetisierungskursplätzen (+79% gegenüber 2021) und mit einem Maßnahmenpaket, um die Bereitstellung von entsprechenden Kursen zu fördern.
Schwerpunkt: Online und berufsbegleitend Deutsch lernen
Für Deutschlernende bietet der ÖIF eine Vielzahl an Online-Deutschkursen an: Von Montag bis Freitag finden täglich Kurse auf den Sprachniveaus A1, A2 und B1 statt, an denen man ortsunabhängig und berufsbegleitend einfach per Computer, Tablet oder Handy teilnehmen kann. „Deutsch lernen: Erste Schritte in Österreich“ für ukrainische Vertriebene ist ein alltags- und praxisorientiertes Kursangebot mit grundlegenden Wortschatz- und Sprechübungen und wird von Deutsch-Trainerinnen und -Trainern gemeinsam mit Ukrainisch-Dolmetscher/innen durchgeführt. Zudem werden gemeinsam mit der Wirtschaftskammer Wien (WKW) berufsspezifische Deutschkurse für die Sparten Lebensmittelhandel und Gastronomie & Hotellerie angeboten. Im Jahr 2022 gab es über 110.000 Teilnahmen an den Online-Deutschlernangeboten des ÖIF. Das gesamte Onlinekurs- und Deutschlern-Angebot ist auf www.sprachportal.at zu finden.
Als Erweiterung des Deutschlernangebots hat der ÖIF gemeinsam mit renommierten ukrainischen Universitäten und Sprachlernzentren neue Online-Kursplätze für ukrainische Vertriebene in Österreich geschaffen. Bereits im Mai haben die ersten Kurse und Lernangebote gemeinsam mit den Universitäten Lemberg, Drohobych und Uschhorod und den Sprachlernzentren Lemberg, Uschhorod und Luzk gestartet. Insgesamt nahmen 2022 rund 1.270 Personen das Angebot in Anspruch.
ÖIF-Frauenzentrum und Frauenmentoring KOMPASS
Am 8. März 2022 eröffnete das ÖIF-Frauenzentrum in Wien, das Integrationsangebote für Frauen mit Flucht- und Migrationshintergrund in den Bereichen Deutschlernen, Bildung, Arbeitsmarkt, Selbstbestimmung und Gewaltschutz bündelt. Bislang nahmen mehr als 3.300 Personen die Beratungs-, Kurs- und Seminarangebote des Frauenzentrums in Anspruch. Mit dem neuen Programm „KOMPASS – 100 Frauen, 100 Chancen“ fördert der ÖIF gut ausgebildete Zuwanderinnen bei der Integration in den österreichischen Arbeitsmarkt. Mit Kooperationspartnern aus der heimischen Wirtschaft wie IKEA, ÖBB, Bank Austria, Post oder Westbahn werden Teilnehmerinnen sechs Monate lang von Expertinnen und Experten mit individuellen Chancen-Beratungen, Bewerbungscoachings und Weiterbildungsangeboten unterstützt.