30.09.2021

ÖIF-Podiumsgespräch zu Heimat, Herkunft und Zugehörigkeit: „Heimat ist ein Begriff, dem große Sympathie beigemessen wird“

Bundesministerin Susanne Raab, Professor Rudolf Bretschneider, Journalistin Delna Antia-Tatić, Schauspieler Mike Galeli und Autorin Eser Akbaba im Gespräch mit Rainer Nowak

Welche Bedeutung hat Heimat, welche Rolle Zugehörigkeit und Identität in der Integrationsdebatte spielen und inwieweit Vorbilder als Unterstützung für Jugendliche fungieren, diskutierten am Dienstag, den 28. September, im Haus der Ingenieure auf Einladung des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) Integrationsministerin Susanne Raab, Sozialwissenschaftler Rudolf Bretschneider, Journalistin Delna Antia-Tatić, Schauspieler Mike Galeli und Autorin Eser Akbaba. Moderiert wurde das Podiumsgespräch von Rainer Nowak, Chefredakteur und Herausgeber der Tageszeitung „Die Presse“.


Meinungsforscher Rudolf Bretschneider: „Heimatbegriff sehr sympathisch“

Der österreichische Sozial-, Markt- und Meinungsforscher Rudolf Bretschneider hat gemeinsam mit GfK Austria und Demox Research im Auftrag des Österreichischen Integrationsfonds Österreicherinnen und Österreicher zu ihren Einstellungen gegenüber Österreich und zu ihrem Heimatgefühl befragt. „Um als Österreicherin oder Österreicher zu gelten, ist das Wichtigste, die Sprache sprechen zu können, die Gebräuche und die Regeln im Land zu kennen. Wo man geboren ist, spielt hingegen nur eine untergeordnete Rolle“, so Bretschneider. Die Mehrheit der Befragten bringt dem Heimatbegriff starke Sympathie entgegen: “Man sieht, dass der Begriff Heimat heute als sehr sympathisch wahrgenommen wird; interessanterweise unterscheiden sich hier Zuwanderinnen und Zuwanderer nicht wesentlich von Österreicherinnen und Österreichern ohne Migrationshintergrund.“ Die Deutung des Heimatbegriffs hänge stark hänge stark von den eigenen Lebensumständen ab: „Die Welt und die Technik laufen immer rascher, ich werde immer langsamer. Man muss sich heute wahrscheinlich im Laufe seines Lebens ein paar Mal sozialisieren. Nicht nur einmal in der Kindheit, nach abgeschlossener Berufsausbildung, sondern auch später, da die Welt sich geändert hat und man nicht mehr selbstverständlich in ihr Zuhause ist.“ Als wesentlich sieht Bretschneider eine Stärkung des Bewusstseins für das Gemeinsame: „Spaltungsphänomene in modernen Gesellschaften nehmen fast zwangsläufig zu. Man muss versuchen, ein gewisses Gegengewicht zu bilden und das Bewusstsein zu stärken, was an diesem Land, in dem man lebt, gut ist, indem man öfter das Gemeinsame herausstreicht.“

Den Forschungsbericht finden Sie unter: www.integrationsfonds.at/publikationen


Integrationsministerin Susanne Raab: „Zuwandererinnen und Zuwanderer müssen Integrationsmaßnahmen wahrnehmen“

Integrationsministerin Susanne Raab betonte, dass es immer zwei Seiten für eine gelungene Integration benötigt: „Es braucht zum einen natürlich die Gesellschaft, die Integration ermöglicht. Genauso wichtig allerdings ist, dass sich Zuwanderinnen und Zuwanderer bemühen und sich mit Leistung und Eigenverantwortung integrieren wollen. Dazu gilt es, die Integrationsmaßnahmen, die zur Verfügung stehen, auch wahrzunehmen. Denn in unseren Deutsch- und Wertekursen vermitteln wir nicht nur Sprache, sondern auch was in unserer Gesellschaft wichtig ist: nämlich unter anderem Demokratie, Rechtsstaatlichkeit sowie die Gleichberechtigung von Frauen und Männern.“


Integrationsbotschafterin Eser Akbaba: “Integration geht über Sprache hinaus“

Als Integrationsbotschafterinnen und Integrationsbotschafter der ÖIF-Initiative ZUSAMMEN:ÖSTERREICH sind Eser Akbaba und Mike Galeli an Schulen in ganz Österreich unterwegs und sprechen mit jungen Menschen über ihre persönliche Integrationsgeschichte und Voraussetzungen für ein gutes Miteinander. Für Eser Akbaba, Fernsehmoderatorin und Autorin mit Wurzeln in der Türkei, ist Heimat immer Teil eines großen Ganzen: „Es geht um die Sozialisation des Menschen, die sehr wichtig ist für den Begriff Heimat. Es geht darum, wie man aufwächst und an welchem Ort und mit welchen Menschen man zu tun hat. Es kann nicht darum gehen, seine Vergangenheit aufzugeben, sie bleibt Teil des großen Ganzen, das einen Menschen ausmacht. Aber man muss offen sein für Neues, denn nur so kann eine Gesellschaft im Großen und Ganzen gelingen.“

Schauspieler und Unternehmer Mike Galeli: „Ich glaube, dass jemand, der sich integriert, in Österreich auch willkommen ist.“ Obwohl er in Istanbul geboren wurde, sieht er Österreich als seine Heimat an: “In meinen jungen Jahren war das kaum ein Thema für mich, aber je älter ich werde, desto mehr beschäftigt mich das.  Meine Heimat ist dort, wo ich mit meiner Familie lebe, wo ich Freunde habe und arbeite. Meine Mutter hat immer gesagt: Heimat ist dort, wo man sich ernährt.“


Delna Antia-Tatić: „Heimat darf Mehreres und widersprüchlich sein.“

Delna Antia-Tatić, Kind einer Deutschen und eines Parsis aus Bombay und Chefredakteurin des Magazins „das biber“, setzt sich beruflich und privat mit den Themen der Identität und Heimat auseinander: „Im Sinne einer hybriden Identität kann man sehr wohl Mehreres sein, auch widersprüchlich und nicht logisch. Was die Heimat ist, bestimmt man jedoch nicht nur selbst, darüber wird auch zum Teil fremdbestimmt.“


ÖIF-Veranstaltungen in voller Länge nachschauen

Der Österreichische Integrationsfonds lädt regelmäßig namhafte Expertinnen und Experten zu Podiumsgesprächen und Lesungen ein, um aktuelle Entwicklungen im Integrationsbereich aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten. Zuletzt zu Gast waren etwa Migrationsforscher Ruud Koopmans, Philosoph Peter Sloterdijk und Soziologe Hartmut Rosa. Die ÖIF-Veranstaltungen sind zum Nachsehen in voller Länge in der Mediathek unter www.integrationsfonds.at/mediathek abrufbar.

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