Neuer Integrationsbarometer: Grundstimmung kritisch; Österreicher/innen besorgt über Anzahl an Asylsuchenden, die ins Land kommen
Im Auftrag des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) befragte Meinungsforscher Peter Hajek für den neuen Integrationsbarometer 1.000 österreichische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger ab 16 Jahren zum Zusammenleben von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund. Seit 2015 liefert der Integrationsbarometer laufend repräsentative Daten zu gesellschaftlichen Stimmungsströmungen. Die neusten Ergebnisse zeigen, dass den Österreicher/innen aktuell die Inflation mit 42 Prozent die größten Sorgen bereitet, wobei dieser Anteil im Vergleich zum Oktober 2023 leicht gesunken ist. An zweiter Stelle folgen Engpässe in der Gesundheitsversorgung und Pflege mit 33 Prozent, auf Platz drei liegen gleichauf die hohe Steuerbelastung und die Integration von Flüchtlingen und Zuwander/innen mit je 32 Prozent. Das Zusammenleben von Österreicher/innen mit Flüchtlingen und Zuwander/innen wird erneut vorwiegend negativ bewertet. Im Vergleich zur vergangenen Umfragewelle im Oktober 2023 wird der gesellschaftliche Zusammenhalt etwas positiver eingeschätzt. Zudem hat sich auch die Einschätzung der Bewältigung des Flüchtlingszuzugs etwas verbessert.
Integration von Flüchtlingen bereitet der österreichischen Bevölkerung weiterhin große Sorgen
In Bezug auf Zuwanderung stellen die Integration von Flüchtlingen und Zuwander/innen (32 % „sehr oft“) und die Verbreitung des politischen Islams (30 % „sehr oft“) die zentralen Sorgen für die befragten Personen dar. Beide Themen sind im Vergleich zum Oktober 2023 konstant auf hohem Niveau geblieben. Das Überschwappen des Ukraine-Kriegs auf weitere europäische Länder nehmen 23 Prozent der Menschen als stark beunruhigend wahr (Oktober 2023: 19 % „sehr oft“), während für 20 Prozent eine steigende atomare Bedrohung durch Russland ein sehr beunruhigendes Szenario darstellt (Oktober 2023: 16 % „sehr oft“). Die Eskalation der Lage im Nahen Osten nehmen 21 Prozent der Österreicher/innen als sehr beunruhigendes Szenario wahr.
Für zwei Drittel kann Österreich den Zuzug an Flüchtlingen nicht gut bewältigen; leichte Verbesserung der Einschätzung zu beobachten
Fast zwei Drittel (65 %) sind der Meinung, dass Österreich den Zuzug von Flüchtlingen und Asylsuchenden aktuell nicht gut bewältigen kann, während 31 Prozent die Bewältigung des Zustroms als „sehr oder eher gut“ einschätzen. Im Vergleich zur letzten Umfragewelle (Oktober 2023: 25 %) ist der Anteil der positiven Bewertungen leicht angestiegen. Aus Sicht einer Mehrheit (55 %) ist die Anzahl an Asylsuchenden, die aktuell im Land ankommen, (eher) nicht bewältigbar. 41 Prozent meinen, dass dies „eher oder auf jeden Fall“ zu bewerkstelligen ist.
Gesellschaftlicher Zusammenhalt aus Sicht der Österreicher/innen leicht verbessert
Im Zuge der neuen Befragung wird das Zusammenleben von Österreicher/innen mit Flüchtlingen, Zuwander/innen und Muslim/innen erneut kritisch bewertet: 61 Prozent bezeichnen das Zusammenleben mit Zuwander/innen als eher oder sehr schlecht. Vorwiegend negativ eingeschätzt wird das Zusammenleben in Schulen, Wohnvierteln und im öffentlichen Raum. Dahingegen wird das Zusammenleben mit Migrant/innen im Arbeitsumfeld sowie in Einkaufsvierteln eher positiv beurteilt. Nach wie vor besteht eine hohe Solidarität mit Vertriebenen aus der Ukraine: 60 Prozent der befragten Personen empfinden das Zusammenleben mit Vertriebenen aus der Ukraine „sehr oder eher gut“. Den gesellschaftlichen Zusammenhalt empfindet rund die Hälfte der befragten Personen (51 %) aktuell als „sehr oder eher schlecht“, während 46 Prozent den Zusammenhalt als „sehr oder eher gut“ bewerten. Gegenüber Oktober des Vorjahres lässt sich eine leichte Verbesserung der Bewertung um je 5 Prozentpunkte feststellen.
Zentrale Herausforderung im Zusammenleben: Einstellung gegenüber Frauen
Die drei größten Integrationsherausforderungen im Zusammenleben mit Zuwander/innen und Flüchtlingen sehen die Befragten bei der Einstellung gegenüber Frauen (54 %), beim politischen Islam und bei Radikalisierung (52 %) sowie bei der Ausnutzung des Sozialsystems (49 %). Mangelnde Deutschkenntnisse, Gewaltbereitschaft und Kriminalität sowie die Entstehung von Vierteln, in denen besonders viele Zuwander/innen wohnen, wurden als weitere große Probleme angegeben. Kulturelle und sprachliche Unterschiede sowie Gewaltbereitschaft und Kriminalität sehen im Vergleich zur letzten Umfragewelle weniger Österreicher/innen als große Sorge.
Anerkennung von Gesetzen und Werten, Berufstätigkeit und Deutschkenntnisse als wesentliche Faktoren für Integration
Über 90 Prozent der Menschen im Land sehen das Wissen über Gesetze und Werte sowie deren Anerkennung, eine Berufstätigkeit und gute Kenntnisse der deutschen Sprache nach wie vor ausschlaggebend für eine gelungene Integration. Der Anteil der Personen, die das Funktionieren von Integration als sehr oder eher schlecht bewerten, ist im Vergleich zur letzten Umfragewelle gesunken und liegt nun bei 69 Prozent. Für zwei Drittel der Befragten (64 %) stehen ausreichend Angebote für eine gelungene Integration der Zuwander/innen zur Verfügung. Unter den abgefragten Vorschlägen zum Thema Migration und Integration befürwortet ein Großteil (85 %) den Erwerb der Grundkenntnisse in Deutsch innerhalb bestimmter Fristen. Positiv gegenüber einem verpflichtenden Integrationsjahr stehen 76 Prozent der Befragten, 75 Prozent befürworten eine Asylobergrenze. Eine breite Mehrheit von 75 Prozent ist zudem dafür, den Zuzug von qualifizierten Arbeitskräften zu erleichtern und Migrant/innen dabei zu unterstützen, dass im Ausland erworbene Qualifikationen in Österreich rascher Anerkennung erlangen.
Der aktuelle Integrationsbarometer ist in der ÖIF-Mediathek abrufbar.