Integration von ausländischen Fachkräften: ÖIF lud zu 4. Expert/innen-Forum in Wien
Am 26. Juni 2024 fand in Wien das 4. Expert/innen-Forum zur Integration von qualifizierten Zuwander/innen und Schlüsselarbeitskräften statt: Über 30 Vertreter/innen verschiedener Organisationen aus den Bereichen Arbeitsmarkt, Wirtschaft und Integration diskutierten auf Einladung des ÖIF gegenwärtige Herausforderungen und Chancen, darunter unter anderem die Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), die Industriellenvereinigung (IV), das Arbeitsmarktservice (AMS), die Arbeiterkammer (AK), der Club International (CINT) sowie die Austrian Business Agency (ABA). Im Rahmen eines Gastvortrags stellte das deutsche Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) Neuerungen im deutschen Fachkräfteeinwanderungsgesetz vor.
Integrationsministerin Susanne Raab betonte beim Expert/innen-Forum die Notwendigkeit der Integration von Fachkräften in Mangelberufen: „Wir investieren seit Jahren in Deutschkurse und fördern zahlreiche Projekte, um qualifizierte Zuwanderer für Mangelberufe wie die Pflege zu gewinnen. Denn klar ist: Wir brauchen qualifizierte Zuwanderung in den Arbeitsmarkt und nicht illegale Zuwanderung ins Sozialsystem. Daher ist es umso wichtiger, dass wir die Fachkräfte bei ihrer Integration bestmöglich unterstützen.“
Sonja Ziganek, Leiterin der Säule Integrationsprogramme im ÖIF: „Der österreichische Arbeitsmarkt benötigt qualifizierte Fachkräfte, insbesondere im Pflegebereich. Das Expert/innen-Forum bietet eine lösungsorientierte Plattform für den Austausch zwischen Expert/innen und zur Weiterentwicklung der Integrationsangebote für qualifizierte Zuwander/innen. Um ausländische Pflegekräfte bestmöglich bei ihrer Integration zu unterstützen, fördert das ÖIF-Integrationsservice für Fachkräfte seit kurzem spezielle Deutschkurse für Pflegefachkräfte aus dem Ausland und hat die Fördermöglichkeiten für die Anerkennung ausländischer Abschlüsse im Gesundheits- und Pflegebereich erweitert."
Neue ÖIF-Studie zu Anerkennungs- und Nostrifizierungsverfahren in Gesundheitsberufen in Österreich
Der Fachkräftebedarf in Österreich ist im Gesundheits- und Pflegebereich besonders hoch, bis zum Jahr 2050 fehlen laut Pflegepersonalbedarfsprognose der Gesundheit Österreich (GÖG) rund 200.000 Pflege- und Betreuungskräfte. Das Sozialforschungsinstitut „abif“ präsentierte im Rahmen des Expert/innen-Forums eine neue, vom ÖIF beauftragte Studie zu Anerkennungs- und Nostrifizierungsverfahren ausländischer Berufsqualifikationen in Gesundheits- und Krankenpflegeberufen. Die Studie verdeutlicht den Bedarf an ausländischen Pflegekräften in Österreich: Rund 11 % aller Pflegekräfte in Österreich haben ihre Ausbildung im Ausland erworben, wobei 8 % aus der EU und 3 % aus Drittstaaten stammen. Die Ergebnisse zeigen zudem, dass bis 2050 ein jährlicher Mehrbedarf von mindestens 5.800 Pflegekräften erwartet wird. Weniger als die Hälfte der Pflegekräfte schließt innerhalb von zwei Jahren ihre Ausgleichsmaßnahmen im Anerkennungsverfahren ab, bei vielen ausländische Pflegekräften ist zudem eine Dequalifizierung beobachtbar. Kompakte Nostrifizierungskurse, wie sie von Fachhochschulen angeboten werden und die bei Bedarf mit Deutschkursen kombiniert werden können, bringen laut der Studie wesentliche Vorteile für Nostrifizierende und Arbeitgeber/innen. Seitens der befragten Organisation wird eine stärkere Koordination für Nostrifikationsverfahren auf Bundes- statt Länderebene mehrheitlich befürwortet. Potenzial liegt zudem in der gezielten Unterstützung von Betrieben bei Integrationsmaßnahmen sowie ein stärkerer Fokus auf Kompetenzorientierung in Nostrifizierungsverfahren. Die neue Studie steht in der ÖIF-Mediathek zum Download zur Verfügung.
Neue Initiativen als Beitrag gegen Fachkräftemangel im Pflege- und Gesundheitsbereich
Vor dem Hintergrund des hohen Fachkräftemangels wurden im Rahmen des Expert/innen-Forums zudem aktuelle Initiativen im Gesundheits- und Pflegebereich vorgestellt: So startete das ÖIF-Integrationsservice für Fachkräfte in sechs Bundesländern ein spezialisiertes Deutschkursprogramm für Pflegefachkräfte aus dem Ausland. Das Integrationsservice für Fachkräfte erweitert die Fördermöglichkeiten für die Anerkennung ausländischer Abschlüsse und Qualifikationen im Gesundheits- und Pflegebereich und refundiert nunmehr Studienbeiträge für Nostrifizierende, die im Ausland eine Ausbildung im Gesundheits- und Pflegebereich erworben haben und sich diese nun in Österreich anerkennen lassen wollen. Die auf die Anwerbung von ausländischen Pflegefachkräften spezialisierte Agentur „Talent & Care“ sowie der Fonds Soziales Wien (FSW) präsentierten innovative Ansätze im Recruiting von Pflegekräften aus Lateinamerika bzw. Asien, die Salzburger Landeskliniken stellten ihr Programm zur professionellen Begleitung von angeworbenen Fachkräften innerhalb der Integrations-, Nostrifizierungs- und Onboarding-Prozesse vor. SeneCura berichtete über Maßnahmen zur Reduktion des Fachkräftemangels im Pflegebereich und die Chance für eine gelingende Integration ausländischer Pflegekräfte in Österreich. Zusätzlich berichtete die Austrian Business Agency (ABA) über aktuelle Entwicklungen bei der Rekrutierung internationaler Fachkräfte, das deutsche Netzwerk „Unternehmen integrieren Flüchtlinge“ und die Wirtschaftskammer Kärnten stellten zudem neue Initiativen zur Integration internationaler Fachkräfte vor.
Neues ÖIF-Factsheet: Zahlen, Daten und Fakten zu ausländischen Fachkräften in Österreich
Präsentiert wurden im Rahmen des Expert/innen-Forums auch zwei neue ÖIF-Factsheets: Das Factsheet „Ausländische Fachkräfte in Österreich“ liefert zentrale Zahlen, Daten und Fakten zur qualifizierten Zuwanderung in Österreich. Im April 2024 wurde mit über 10.400 aufrechten Rot-Weiß-Rot-Karten ein neuer Höchstwert seit Einführung im Jahr 2011 erreicht; seit der Reform im Oktober 2022 entspricht dies einem Anstieg von 53 %. Die meisten Karteninhaber/innen kamen aus Bosnien-Herzegowina (2.150), gefolgt von Serbien (850), Indien (823) und der Türkei (715). Rund zwei Drittel der RWR-Karten-Inhaber/innen sind männlich. Das neue ÖIF-Factsheet steht in der ÖIF-Mediathek zum Download zur Verfügung.
Neues ÖIF-Factsheet: Zahlen, Daten und Fakten zur Anerkennung ausländischer Qualifikationen
Das neue ÖIF-Factsheet „Anerkennung einer ausländischen Qualifikation“ bietet einen umfassenden Überblick über Berufsanerkennung in Österreich. Über 8.300 Personen haben zwischen Oktober 2022 bis September 2023 ihre im Ausland erworbene Qualifikation in Österreich anerkennen oder bewerten lassen, mit rund 46,5 % waren die größte Gruppe davon EU-Staatsangehörige. Mehr als die Hälfte (55%) der bewerteten oder anerkannten Ausbildungen von Ausländer/innen waren akademische Abschlüsse, gefolgt von Lehrlingsausbildungen und BMS-Abschlüssen (27,6 %) sowie Ausbildungen, die der österreichischen Matura (13 %) gleichzustellen sind. Der Großteil der Anerkennungen oder Bewertungen entfiel mit 39 % auf das Gesundheits- und Sozialwesen, danach folgen das Ingenieurwesen, das verarbeitende Gewerbe und das Baugewerbe (15,4 %) sowie der Bereich Wirtschaft, Verwaltung und Recht (11 %). Das neue ÖIF-Factsheet steht in der ÖIF-Mediathek zum Download zur Verfügung.
Vernetzung und Austausch zum Thema qualifizierte Zuwanderung
Das Expert/innen-Forum zur Integration von qualifizierten Zuwander/innen und Schlüsselarbeitskräften bündelt seit 2022 die Expertise zentraler bundesweiter Organisationen, um die nachhaltige Integration ausländischer Fachkräfte und qualifizierter Zuwander/innen in Österreich zu fördern. Die Ergebnisse des Forums bilden die Grundlage für weitere Integrationsmaßnahmen und die Weiterentwicklung bestehender Maßnahmen und Angebote zur Integration von Fachkräften in Österreich.